Arbeitskampf gegen Tesla weitet sich aus

Schwedische Beschäftigte streiken für Tarifvertrag. Skandinavische Kollegen solidarisieren sich

Von Klaudia Lagozinski , Stockholm

Eigentlich hätte der US-Autobauer Tesla gerade Grund zur Freude: Der lang erwartete sogenannte Cybertruck, ein futuristisch anmutender Elektropickup mit ordentlich Pferdestärken, ging Ende November in den Vereinigten Staaten in den Verkauf. Doch in den internationalen Schlagzeilen ist der Konzern weiterhin wegen eines anderen Themas: des andauernden Streiks der schwedischen Gewerkschaft IF Metall. Der Arbeitskampf weitet sich aus. Nun unterstützen auch Arbeitnehmervertreter in den skandinavischen Ländern Dänemark, Norwegen und Finnland den Kampf um einen Tarifvertrag für Tesla-Beschäftigte in Schweden.

Seit dem 27. Oktober wird bei Tesla in Schweden gestreikt. Die IF Metall fordert einen Tarifvertrag für rund 130 Tesla-Werkstatt-Arbeiter*innen. Fast 90 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in Schweden in einem Arbeitsverhältnis mit Tarifvertrag. Das letzte Mal am Verhandlungstisch saßen Ver­tre­te­r*in­nen von Tesla und IF Metall am 6. November – ergebnislos. Deswegen schlossen sich weitere Gewerkschaften in Schweden dem Streik an und organisierten Solidaritätsaktionen. Sie blockierten die Arbeit mit und für Tesla.

Dass sich nun auch andere skandinavische Gewerkschaften dem Arbeitskampf angeschlossen haben, hat erhebliche Folgen für den US-Autobauer: Es soll kein neues Fahrzeug mehr in Schweden ankommen. Zumindest nicht nach dem 20. Dezember, denn nach der dänischen Gewerkschaft für Transportarbeiter EF kündigten nun auch die gewerkschaftlich organisierten Hafen- und Trans­port­ar­bei­te­r*in­nen in Finnland und Norwegen an, den Weitertransport der Elektroautos nach Schweden einzustellen. Damit sind die finnische Transportgewerkschaft AKT sowie die größte norwegische Gewerkschaft Fellesforbundet mit Sympathieaktionen in den Streik involviert. „Dass die Gewerkschaften sich gegenseitig unterstützen, ist ein wesentlicher Bestandteil des nordischen Systems für den Arbeitsmarkt“, sagt der AKT-Vorsitzende Ismo Kokko.

Die Solidarität mit den Tesla-Beschäftigten führt dazu, dass Schwedens Hafenarbeiter die ankommenden Tesla-Fahrzeuge nicht mehr entladen. Auch andere Werkstätten im Land repariereren keine Autos von Tesla mehr. Außerdem werden die Ladestationen nicht mehr gewartet. Darüber hinaus wird die Produktion von Aluminiumteilen blockiert, auf die der Autohersteller für die Produktion des Tesla Y in seiner Fabrik in der Nähe von Berlin angewiesen ist. Die Teile werden vom norwegischen Hersteller Hydro Extrusions in der Fabrik im schwedischen Vetlanda bis auf Weiteres nicht mehr produziert.

Weil die Mit­ar­bei­te­r*in­nen des Versandunternehmens PostNord sich weigern, Autokennzeichen für Neuzulassungen an Tesla zu liefern, klagte das US-Unternehmen gegen die schwedische Verkehrsbehörde und PostNord. Das Bezirksgericht Solna gab am Donnerstag bekannt, dass PostNord vor der Entscheidung des Falles weiterhin keine Nummernschilder an Tesla übergeben muss.