: Schnell, motiviert, treffsicher und mit gelbem Trikot
Neue Betreuer, neue Methoden, neue Trainingslager: Das deutsche Biathlon-Team startet erfolgreich in die Weltcup-Saison
Von Andreas Morbach
Auf den Gesichtszügen von Benedikt Doll liegt ein entspanntes Lächeln, wenn er an die letzte Saisonvorbereitung denkt. „In diesem Jahr fiel es mir wieder relativ leicht, muss ich ehrlich sagen“, erwähnt der Oldie im Team der deutschen Biathleten im Gespräch mit der taz. „Das lag sicherlich auch daran, dass ich einige Sachen verändert habe, wo ich Lust und Motivation hatte, sie auszuprobieren.“ Bei Doll war es vor allem die Gewöhnung an eine neue Waffe, die ihn über den Sommer hinweg beschäftigte.
Doch auch sonst gab es für den Schwarzwälder und die anderen Biathleten des DSV einige Neuerungen. So steht dem zum Chefcoach aufgestiegenen Slowenen Uroš Velepec mit dem früheren Weltklasselangläufer Jens Filbrich ein neuer Assistent für die Bereiche Lauf und Athletik zur Seite. Velepec selbst führte bei der Arbeit mit dem Gewehr viele neue Trainingsformen ein, ließ viel im Wettbewerb gegeneinander schießen. Mit Livigno und dem Lavazè-Pass, jeweils auf 1.800 Meter gelegen, und Herzogenaurach wurden zudem Lehrgangsorte ausgewählt, in denen selbst Doll noch kein Trainingslager absolviert hatte. Und zwischendurch testete das Team auch erstmals in einem Windkanal.
„Ein sehr cooles Erlebnis“, erinnert sich Doll – aber noch viel cooler waren für Deutschlands Skijägerinnen und Skijäger dann die ersten Rennen der Saison: Beim Weltcup in Östersund standen am Ende zehn Podestplatzierungen auf dem Konto des DSV, so viele wie nie zuvor beim Start in den Winter. Und diese Erfolgsstory soll nun in Hochfilzen, wo es am heutigen Freitag mit den Sprints der Männer und Frauen losgeht, fortgeschrieben werden.
„Wir haben viel richtig gemacht, das ist gut fürs Selbstvertrauen“, verweist Dolls Teamkollege Roman Rees, in Östersund Sieger im Einzel, auf das Erfolgsrezeptur aus der Vorbereitung: auf neuen Pfaden an zahlreichen Details geschraubt und so das große Ganze auf ein höheres Niveau gehoben zu haben. So dass sich neben Franziska Preuß, die den Weg zurück in die Weltspitze gefunden hat, mit Philipp Nawrath nun auch ein echter Spätzünder in Tirol zunächst das Trikot des Weltcupführenden überstreifen darf.
Benedikt Doll, Biathlet
Dabei begann die Vorbereitung für den 30-jährigen Allgäuer eher schmerzhaft: Beim Fußballspielen brach er sich im Mai den Mittelfuß – ein Malheur, das ihn aber nicht daran hinderte, ein halbes Jahr später mit seinem Triumph im Östersunder Sprint und Platz zwei in der Verfolgung Spitzenplatzierungen zu erzielen.
„Es ist Wahnsinn. Man hat schon so viele Rennen hinter sich und dann passiert so was“, strahlte Nawrath nach seinem Premierensieg im Weltcup. Und Chefcoach Velepec genoss es, dass Nawrath seine wichtigste Lehre des zurückliegenden Sommers so eindrucksvoll beherzigt hatte. „Er hat das Risikoschießen perfekt gemacht“, lobte Velepec. Zusätzlichen Schwung verlieh dem Team die gute Arbeit der Skitechniker. Nach dem Verbot der umweltschädlichen Fluorwachse erfordert die Präparation der Skier nun besonders viel Geschick.
Doch es gibt noch mehr Gründe. „Laufökonomisch haben wir Fortschritte gemacht“, betont der neue Lauftrainer Jens Filbrich und nennt das Gespann mit Chef Velepec und den beiden Frauen-Trainern Kristian Mehringer und Sverre Olsbu Röiseland „eine coole Truppe“. Ausdrücklich mit eingeschlossen in die lässige Führungsriege ist dabei Sportdirektor Felix Bitterling (46). Der Berchtesgadener beteuert angesichts der jüngsten Erfolge zwar, das deutsche Team sei „ohne jegliche Form von Arroganz“ nach Hochfilzen gereist. Allerdings: „Schon vor dem Start in den Winter hat keiner von uns daran gezweifelt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
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