: Innenministerin macht Ernst gegen Fußball-Gewalt
Nach dem entgleisten Derby droht Hannover 96 und Eintracht Braunschweig künftig eine Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen
Von André Zuschlag
In die Debatte um die Kostenbeteiligung von Polizeieinsätzen bei Fußballspielen durch die Vereine kommt Bewegung: Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hat für diese Woche die Vereinsspitzen der Herrenfußball-Zweitligisten Hannover 96 und Eintracht Braunschweig zu einem Gespräch zitiert. Nachdem es beim vergangenen Niedersachsen-Derby Anfang November in Hannover zu Ausschreitungen der Fans gekommen war, nimmt sie nun die Vereine in die Pflicht, für mehr Sicherheit zu sorgen. „Die Vereine können sich nicht zurücklehnen“, sagte Behrens am Freitag. Andernfalls würde das Land seinem Nachbarn Bremen folgen und künftig Polizeieinsätze den Vereinen in Rechnung stellen, so Behrens.
Schon unmittelbar nach dem Derby am 5. November zeigte sich die Innenministerin, die das Spiel im Stadion ansah, empört über die Fan-Ausschreitungen: Vor allem die Braunschweiger Fans standen im Fokus, weil sie Sitzschalen abmontiert und damit herumgeworfen hatten. „Mir ist beim Derby in Hannover der Kragen geplatzt“, sagte Behrens nun der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). Dort bemängelte sie auch die Sicherheitsvorkehrungen durch die Vereine. Auch die Fanarbeit der Clubs „funktioniert scheinbar nicht“. Allein dieser Polizeieinsatz habe Behrens Angaben zufolge rund 1,1 Millionen Euro gekostet.
„Die Frage, ob wir Gebühren kassieren, ist im Grunde eine Frage der Notwehr, wenn die Vereine sich nicht bewegen“, sagte Behrens der HAZ. Den beiden Vereinen warf sie vor, sich vor ihren Fans wegzuducken. Sollten die Clubs künftig die nach Behrens Ansicht gestiegene Gewalt nicht eindämmen, werde Niedersachsen ebenfalls Gebühren einfordern: Bremen stellt der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die zusätzlichen Kosten bei sogenannten Hochrisikospielen stets in Rechnung. Die DFL reicht die Gebührenbescheide dann an Werder Bremen weiter.
Daniela Behrens (SPD), Innenministerin Niedersacgseb
Der Ligaverband hatte allerdings voriges Jahr Verfassungsbeschwerde dagegen eingelegt, ein Urteil steht noch aus. Behrens rechnet jedoch damit, dass das Gericht die Bremer Praxis bestätigt. „Dann haben wir eine neue Rechtslage, und es gibt die Möglichkeit – und möglicherweise sogar die Pflicht –, für solche Hochrisikospiele Gebühren zu nehmen“, sagte Behrens.
Ihr Hamburger Amtskollege Andy Grote (SPD) zeigte sich in der Debatte jüngst ebenfalls „offen“. Er plädierte aber für eine bundesweite Lösung, da andernfalls die Hamburger Vereine benachteiligt würden – besonders, wenn die Gewalt von Gästefans ausgehe.
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