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Triathtlon-WM auf Hawaii„Es fühlt sich komisch an“

Die Frauen sind beim Triathlon über die Langdistanz auf Hawaii in diesem Jahr unter sich. Der Ironman verkommt mehr und mehr zur Geschäftsidee.

Unterwegs in Hawaii: Anne Haug bei der Triathlon WM 2022 Foto: David Pintens/Belga/dpa

Anne Haug hat eine positive Grundeinstellung. Die Triathletin aus Bayreuth ist nicht nur mit einer besonderen Ausdauer gesegnet, sondern hat fast immer gute Laune, die auch vor ihrem wichtigsten Rennen der Saison anhält. „Die Insel war immer nett zu mir, hat mir immer eine Medaille beschert“, sagt sie vor dem Ironman Hawaii (Samstag 18.25 Uhr/sportschau.de).

Unter den 55 Profis für die 3,86 Kilometer Schwimmen im Pazifik, 180,2 Kilometer Radfahren durch die windanfälligen Lavafelder und 42,195 Kilometer Laufen hegt die Oberfränkin durchaus Ambitionen auf die WM-Krone, nachdem sie 2019 vor der Coronapandemie als erste deutsche Frau triumphierte und im Vorjahr immerhin starke Dritte war.

Diesmal kommt die 40-Jährige mit der Empfehlung einer famosen Zeit (8:21:09 Stunden) als Zweitplatzierte bei der Challenge Roth aus dem Sommer. Doch Garantien gibt es gerade auf Big Island für keine der Großen. „Um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, da muss einfach noch das Quäntchen Glück dazukommen. Da müssen einem die Hawaii-Götter gnädig sein.“ Ans Aufhören denkt sie übrigens noch gar nicht. „Ich merke, dass ich mich noch jedes Jahr überraschen kann.“

Zweite deutsche Topathletin ist Laura Philipp, die nur wegen einer umstrittenen Zeitstrafe im Vorjahr einen Podiumsplatz verpasste. Die seit vier Wochen vor Ort trainierende 36-Jährige spürt, dass diesmal vieles anders ist: Erstmals haben die Frauen das Triathlon-Mekka ganz alleine für sich. „Es fühlt sich komisch an, da muss ich ehrlich sein“, bekundete die zweifache Europameisterin. Trotzdem will die Mannheimerin das Rennen „mit schönen, positiven Gefühlen“ hinter sich bringen.

Vierstellige Startgebühr

Viele sagen, die World Triathlon Corporation (WTC), ein gewinnorientiertes Unternehmen, dem die Marke Ironman gehört, habe mit der Aufteilung der Männer und Frauen-Wettkämpfe im Wechselspiel zwischen Hawaii und Nizza bis mindestens 2026 einen Mythos zerstört.

Und diese Kritik ist nachvollziehbar, weil das 1978 erschaffene Highlight der Langdistanz allein aus Profitgründen seines Wesenskerns beraubt wurde. Hintergrund: So können schlicht noch mehr Teilnehmer gelockt werden, die nach erfolgter Qualifikation für eine Weltmeisterschaft eine vierstellige Startgebühr blechen. Diesmal sind es rund 2.100 Triathletinnen aus 73 Nationen.

Niemand weiß so recht, wie sich das weibliche Solo anfühlt, denn solche Ausdauerevents leben eigentlich vom Spirit, dass beide Geschlechter gemeinsam die Herausforderung meistern. Die fünfmalige Hawaii-Siegerin Daniela Ryf, die in diesem Jahr trotz ihres eindrucksvollen Triumphs in Roth als Wundertüte gilt, sagt: „Ich werde die Jungs ein bisschen vermissen. Das wird die Renndynamik verändern – und die Vibes vor dem Start.“ Die 36-jährige Schweizerin ist vom neuen Format nicht überzeugt.

2024 gehört die Insel und vor allem Kailua-Kona mit seinen bloß 23.000 Einwohnern wieder ganz den Eisenmännern, während die Frauen in Nizza schwimmen, radeln und laufen. Im vergangenen Jahr waren zu diesem Zeitpunkt 5.500 Triathleten und Triathletinnen mitsamt Begleitpersonal nach Hawaii aufgebrochen, um innerhalb von drei Tagen beide Rennen abzuhalten.

Es herrschten chaotische Verhältnisse. Die Unterkünfte waren exorbitant teuer, in einigen Supermärkten gab es zeitweise kein Wasser und keine Nudeln mehr zu kaufen. Sogar Bezirksbürgermeister Mitch Roth schlug Alarm.

Doch anstatt die Teilnehmerfelder einfach wieder zu reduzieren, beschloss der von einem amerikanischen Finanzinvestor gelenkte Veranstalter unter einem Aufschrei der Empörung die Zweiteilung. So krönte sich der erst 22 Jahre alte Franzose Sam Laidlow bei seinem Heimspiel in Nizza vor ein paar Wochen zum Ironman-Weltmeister.

Der Deutsche Patrick Lange, der nach einem bravourösen Wettkampf Zweiter wurde, erklärte danach, „dass dieses Rennen nach Hawaii gehört“. Der 37-Jährige wird etwas die Fernsehbilder aus Hawaii mit Wehmut betrachten, wenn in aller Herrgottsfrühe in der Bucht von Kailua-Kona der traditionelle Startschuss aus einer altertümlichen Kanone ertönt.

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  • Leistungssport ist Kommerz, die Athleten Gladiatoren, die sich zu unserem Vergnügen die Gesundheit ruinieren.