Protest gegen Walfang auf Island: Abstieg aus dem Krähennest
Zuerst war der Walfang auf Island verboten worden, nun soll doch wieder harpuniert werden. Der Protest zweier Frauen dagegen ist spektakulär.
Sie hatten sich im „Krähennest“, dem tonnenförmigen Ausguck am Mast von zwei Walfangschiffen verschanzt, die im Hafen der isländischen Hauptstadt lagen. „Tut uns leid, aber es ging nicht länger“, riefen sie ihren UnterstützerInnen am Kai zu. Laut einem Polizeisprecher müssen sie mit einer Anklage wegen Hausfriedensbruch rechnen.
In der vergangenen Woche hatte Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir mitgeteilt, dass die Jagd auf Finnwale ab 1. September vorübergehend wieder aufgenommen werden kann. Allerdings müssten strenge Auflagen erfüllt werden. Zuvor hatte sie den Walfang verbieten wollen, dafür in Regierung und Parlament allerdings keine Mehrheit gefunden.
Begonnen hatte ihr von mehreren Medien live verfolgter Protest am frühen Montagmorgen. Die beiden Frauen hatten sich an Bord der offensichtlich unbewachten Walfangboote „Hvalur 8“ und „Hvalur 9“ geschlichen, die Schiffsmasten erklettert und sich in den „Krähennestern“, von dem aus die Walfänger Ausschau nach Walen halten, festgekettet.
Ärger über Beschluss der Regierung
Die Polizei forderte sie zunächst vergeblich auf, ihre Aktion zu beenden und verhinderte dann, dass sie von ihren UnterstützerInnen mit Essen und Trinken versorgt werden konnten. Einer der beiden Frauen wurde Rucksack mit Wasser und Medikamenten entrissen und beschlagnahmt.
Anahita Babaei, die den Mast von „Hvalur 9“ erklettert hatte, ist eine US-amerikanische Filmemacherin, die in Island eine Dokumentation zum Walfang machen wollte. Sie hatte sich laut einem Kollegen, mit dem isländische Medien sprachen, so über den Beschluss zur Wiederaufnahme der Waljagd geärgert, dass sie sich zu der Aktion entschlossen habe.
Elissa Biou, die im „Krähennest“ von „Hvalur 8“ ausgeharrt hatte, hat sich laut einer persönlichen Erklärung einer Kampagne der Antiwalfang-Organisation „Captain Paul Watson Foundation“ angeschlossen. Diese war 2022 von Paul Watson gegründet worden, nachdem er nach internen Differenzen die von ihm gegründete Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ verlassen hatte.
Mit der Begründung „der isländische Walfang ist ein Verbrechen“ hatte die Watson-Stiftung die „Operation Paiakan“ gegen den nun genehmigten Finnwalfang des Walfängers Kristján Loftsson gestartet. Damit sollten „gefährdete Finnwale vor Loftssons gnadenlosen Harpunen“ geschützt werden. Loftsson selbst sagte dem isländischen Rundfunk, die „Agression“ der Frauen werde seine Pläne nicht ändern. Lasse das bislang schlechte Wetter es zu, würden seine Schiffe am Donnerstag zur Waljagd auslaufen.
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