Islands Regierung schwenkt um: Doch wieder Jagd auf Wale

Die Fischereiministerin in Reykjavík hatte den Start des Walfangs gestoppt. Doch nun musste sie das Abschlachten doch wieder zulassen – vorerst.

Ein getöteter Finnwal wird von seinen Jägern gehäutet

Island ist die letzte Nation auf der Welt, die große Wale abschlachtet

STOCKHOLM taz | Der Walfang in Island schien endlich ganz der Vergangenheit anzugehören – doch die Hoffnung war verfrüht. Am Donnerstag teilte Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir mit, dass die Jagd auf Finnwale ab 1. September vorübergehend wieder aufgenommen werden kann. Allerdings müssen neue strengere Auflagen bei der Walfangausrüstung und den Fangmethoden eingehalten werden und die Überwachung an Bord wird verschärft..

Die Entscheidung der Ministerin illustriert einen Balanceakt. Sie gehört wie die Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir der Partei der Links-Grünen an, einer traditionellen Anti-Walfang-Partei. Weder in der Regierung noch im Parlament gibt es aber eine Mehrheit für ein Verbot. Deshalb nutzt Fischereiministerin Svavarsdóttir ihren Spielraum bei der Festlegung der Fangvorschriften: Sie erschwert also den Fang für Kristján Loftsson, die einzige verbliebene Walfangfirma des Landes. Dass der Fang für Islands Volkswirtschaft weder wirtschaftlich relevant noch in den letzten 10 Jahren ökonomisch rentabel war, hatte eine kürzlich veröffentlichte Studie gezeigt.

Bis zum Ende dieses Jahres hat Loftsson aber noch eine ihm schon 2018 erteilte Fanglizenz. Die konnte zwar nicht zurückgenommen, aber – wie im Juni geschehen – formal bis Ende August ausgesetzt werden, mit der Begründung, dass ein Veterinärbericht massive Tierschutzprobleme aufgedeckt hatte.

Nun darf Loftsson in letzter Minute doch noch Wale abschlachten, wenn er sich auf die neuen Vorschriften einstellt und es schafft, in der Kürze der Zeit noch eine Mannschaft anheuern zu können. Die Jagdsaison auf Finnwale endet Mitte September. Sollten die den Fang überwachenden Veterinäre auch nur einen kleinen Verstoss gegen die neuen Tierschutzauflagen konstatieren, hätte die Fischereiministerin ein weiteres Argument, wenn es um die Frage der Erteilung neuer Fanglizenzen geht.

Die letzte Walfangnation der Welt

Diese Frage muss von der Regierung in den kommenden Monaten nun nämlich entschieden werden. Aus ihrer eigenen Einstellung macht Svandís Svavarsdóttir kein Hehl: „Wir sind die letzte Nation auf der Welt, die auf diese Weise große Wale fängt“ erklärte sie am Donnerstag: Die Frage stelle sich, ob das auch Islands künftige Zukunft sein solle.

Sie und ihre Partei wollten ein Verbot, aber sie habe nicht die Möglichkeit das zu erlassen, betonte die Ministerin. Katrín Oddsdóttir vom isländischen Naturschutzverband bedauerte die Entscheidung zur vorübergehenden Wiederaufnahme der Waljagd und kündigte eine Prüfung möglicher rechtlicher Schritte an.

Die Piratenpartei will im Parlament baldmöglichst eine Gesetzesvorlage für ein Walfangverbot einbringen. Und die Walschutzorganisation IFAW spricht von einem „bedauerlichen, aber notwendigen formalen Schritt hin zu einem dauerhaften Ende des isländischen Walfangs“.

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