Daniel Bax über Sahra Wagenknechts Pläne für eine eigene Partei
: Überfällig, aber aussichtslos

Dass Sahra Wagenknecht ihre eigene Partei gründet, ist überfällig. Seit Monaten kündigt sie den Schritt an, und viele ihrer Noch-Parteikolleg:innen warten sehnsüchtig darauf, dass sie endlich von Bord geht. Zu lange hat sie sich auf Kosten der Linkspartei profiliert und mit Alleingängen gequält.

Fraglich ist nur, ob Wagenknechts Rechnung aufgeht. Warum sollte ihr jetzt gelingen, was ihr mit ihrer „Aufstehen“-Bewegung vor fünf Jahren nicht geglückt ist?

Damals wollte Wagenknecht nach dem Vorbild von „La France insoumise“ („Unbeugsames Frankreich“) des französischen Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon eine linksnationalistische Bewegung aus dem Boden stampfen. Trotz prominenter Un­ter­stüt­ze­r:in­nen und großer Medienaufmerksamkeit fiel das Projekt aber bald kläglich in sich zusammen.

Diese Niederlage hat Wagenknecht nicht zu denken gegeben. Sie umgibt sich nur noch mit Leuten, die sie in ihren Überzeugungen bestätigen, ihr Talkshow-Ruhm hat zu Selbstüberschätzung geführt.

Wagenknecht möchte insbesondere AfD-Wählern eine neue politische Heimat bieten, erklärt sie immer wieder. Denn viele wählten die rechtsextreme Partei nur „aus Verzweiflung“. Wagenknecht will ihnen mit einem linksnationalistischen Kurs entgegenkommen. Aber stimmt ihre Analyse? Zweifel daran sind angebracht. Viel spricht dafür, dass die meisten die AfD genau für das wählen, was sie ist: rechtsextrem. Das ökonomische Programm ist für viele dagegen bestenfalls zweitrangig. Wagenknechts Alternative zur AfD droht deshalb zu scheitern.

Schaden wird der Abgang von Wagenknecht vor allem der Linkspartei, deren mediales Zugpferd sie lange war. Die linke Fraktion im Bundestag wird sich spalten, ihre Wählerschaft dürfte weiter schrumpfen. Das ist eine Tragödie. Denn Deutschland bräuchte weiterhin eine starke Partei, die unverdrossen die soziale Frage stellt und SPD und Grüne von links kritisiert.

inland