5 jahre klimastreik
: Greta Thunberg: längst nicht mehr die Einzige

Von Reinhard Wolff, Stockholm

Am ersten Tag saß Greta Thunberg allein im Schneidersitz vor dem Parlament in Stockholm. Neben sich ihr Schulrucksack, eine Trinkflasche und ein Sperrholzschild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“. Es war Montag, der 20. August 2018. Schwedens heißester Sommer seit 250 Jahren ging gerade zu Ende. Die Schule hatte wieder begonnen, für die 15-jährige Thunberg die 9. Klasse.

Aber sie wolle bis zur Parlamentswahl in drei Wochen ihre Schulaufgaben vor dem Reichstag machen, erklärte sie der taz: „Es ist mein Protest dagegen, dass kein Politiker die Klimafrage so ernst nimmt, wie sie genommen werden muss.“ Am Folgetag saß sie schon nicht mehr allein da. Medien berichteten, und es gab erste Debatten: Haben wir in Schweden etwa keine Schulpflicht?„Ich werde ab jetzt an jedem Freitag weiterstreiken“, verkündete Thunberg und rief andere auf, ihr zu folgen. Bis zum Jahresende hatte sich die Protestform auf nahezu 300 Orte mit Zehntausenden TeilnehmerInnen weltweit ausgebreitet, „Fridays for Future“ entstand. Im darauf folgenden Jahr waren es etwa 4 Millionen in 161 Ländern – die größte Klimademonstration der Geschichte.

Spätestens seit ihrem Auftritt auf der Klimakonferenz Ende 2018 im polnischen Katowice wurde ihr Name international ein Begriff. Dort hatte sie UN-Generalsekretär António Guterres und andere PolitikerInnen angeklagt: „Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und dennoch beraubt ihr sie ihrer Zukunft.“ 16 Monate nach dem ersten Schulstreiktag hob sie das Time Magazine im Dezember 2019 als „Person of the year“ auf den Titel. Sie sei „das Gesicht der globalen und von der Jugend geführten Klimabewegung“. Vor zweieinhalb Monaten machte die 20-Jährige ihr Abitur und verkündete, dass mit der 251. Woche auch zwangsläufig ihr Schulstreik ende – nicht aber ihr Protest.

Und nun? Über Thunbergs Pläne ist nichts bekannt. Sie sagte, sie würde gern etwas studieren, das nichts mit Klima zu tun hat, weil das ja bedeuten würde, dass die Klimakrise unter Kontrolle sei. Vor Kurzem wurde sie wegen der Teilnahme an einer Verkehrsblockade vor einem schwedischen Ölhafen verurteilt. Und sie ist eine der KlägerInnen, die den schwedischen Staat in einem Klimaprozess verklagt haben. Aber erst einmal ist am 15. September wieder globaler Klimastreik der Fridays.