Fußball-WM – der elfte Tag: Lange Gesichter
Die Deutschen verlieren gegen Kolumbien, bleiben aber im Rennen. Neuseeland verabschiedet sich und ein WM-Neuling feiert den ersten Sieg.
Bedröppelte Deutsche
Mit 1:2 hat die deutsche Nationalmannschaft ihr zweites Gruppenspiel bei dieser WM verloren. Gegen Kolumbien lief erst lange nichts, dann immer noch wenig und als dann endlich mehr lief, traf die 18-jährige Kolumbianerin Linda Caicedo zum 1:0 für Kolumbien. Die deutsche Kapitänin Alexandra Popp traf dann per Elfmeter zum Ausgleich. Die kolumbianische Torhüterin Catalina Pérez hatte Lena Oberdorf im Strafraum zu Fall gebracht. Als die Deutschen dann meinten, sie könnten bei einer Ecke in der Nachspielzeit nur den Raum decken, ohne auf den Ball zu achten, kam Manuela Vanegas frei zum Kopfball und traf zum Endstand. So kann es gehen. Wie es jetzt weitergeht? Am Donnerstag steht das Gruppenfinale gegen Südkorea an. Und die Deutschen können nur hoffen, dass nicht eintritt, was Alexandra Popp nach dem Spiel gesagt hat: „Eine Niederlkage kann einer Mannschaft einen Knacks geben.“
Bedröppelte Gastgeber
Als die Heim-Weltmeisterschaft in einer „Katastrophe“ geendet war, flossen bei Neuseelands Fußballerinnen die Tränen. 90 Minuten lang hatten die „Football Ferns“ gegen das drohende Aus gekämpft, tief in der Nachspielzeit köpfte sogar die nach vorne geeilte Keeperin Victoria Esson aufs Tor – doch es half nicht. Das 0:0 gegen die Schweiz beendete vorzeitig eine WM, die für den Co-Gastgeber so verheißungsvoll begonnen hatte. „Die Ferns haben die Nation in den letzten elf Tagen in ihren Bann gezogen – eine Zeit, die das Interesse am Frauenfußball wie nie zuvor geweckt hat“, schrieb die Zeitung New Zealand Herald nach dem Aus: „Aber im Moment spielt das keine Rolle. Das Abenteuer endet in einer Katastrophe.“ Nach dem Schlusspfiff verstummten die 25.000 Zuschauer in Dunedin. Besonders bitter: Nur ein Gegentor in drei Spielen war letztlich eines zu viel. Das 0:1 gegen die Philippinen bezahlte das Team von Trainerin Jitka Klimkova teuer, die Euphorie nach dem überraschenden 1:0 gegen Norwegen zum Auftakt war schnell verfolgen.
Verhülltes Haupt
Als erste Fußballspielerin bei einem Weltmeisterschaftsturnier der Frauen ist Marokkos Verteidigerin Nouhaila Benzina (25) im Spiel gegen Südkorea (1:0) am Sonntag mit einem Hidschab auf dem Kopf aufgelaufen. Ein Verbot des Fußball-Weltverbandes Fifa, bei Spielen unter seiner Regie aus „Gesundheits- und Sicherheitsgründen“ eine religiöse Kopfbedeckung zu tragen, wurde schon 2014 nach Protesten von Aktivisten, Sportlern sowie Regierungs- und Fußballfunktionären aufgehoben.
Eifrige Fernsehsportler
Das ZDF hat mit der WM-Übertragung des Sieges der französischen Fußballerinnen gegen Brasilien einen Spitzenwert erreicht. Die 2,493 Millionen TV-Zuschauer sorgten am Samstag für die bisher höchste Reichweite für ein Spiel ohne deutsche Beteiligung. Der Marktanteil der Übertragung zur Mittagszeit lag nach Angaben der AGF Videoforschung bei 28,5 Prozent. Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland lag auch mit den weiteren Spielen am Samstag vor der 2. Liga. Den Düsseldorfer Sieg gegen Hertha BSC Berlin schauten am Abend bei Sport1 und Sky zusammen 920.000 Menschen. Deutlich erfolgreicher war am Freitag das spektakuläre Auftaktspiel der 2. Fußball-Bundesliga. Die parallele Übertragung des 5:3-Sieges des Hamburger Sport-Vereins gegen Absteiger FC Schalke 04 verfolgten am Freitagabend bei Sat.1 und Sky insgesamt 4,1 Millionen Menschen.
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