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LGBTQ in der TürkeiÜber 100 Festnahmen bei Pride

Die türkische Polizei ist am Sonntag rigoros gegen Teilnehmende einer LGBTQ-Demonstration vorgegangen. Teile Istanbuls waren abgeriegelt.

Die Polizei stellte sich den Demonstrierenden in Istanbul am Sonntag entgegen

Istanbul dpa | In der türkischen Metropole Istanbul sind nach Angaben der Veranstalter mindestens 93 Menschen im Zuge der diesjährigen Pride-Parade festgenommen worden. Die Polizei hatte bereits vor Beginn der Demonstration am Sonntag weite Teile des Zentrums abgeriegelt, um die Versammlung zu verhindern. Die Teilnehmer wichen daraufhin auf einen anderen Stadtteil aus. Sie ließen eine meterlange Regenbogenflagge von einem Gebäude wehen und verlasen eine Presse-Erklärung. Mehrere Hundert Menschen nahmen an der Veranstaltung teil.

Auch in der westtürkischen Stadt Izmir ging die Polizei gegen Teilnehmende der dortigen Pride-Parade vor und nahm den Organisatoren zufolge mindestens 48 Menschen fest.

In der Türkei äußern sich Vertreter der Regierung und Präsident Recep Tayyip Erdoğan immer wieder offen feindlich gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und queeren Menschen (LGBTQ). Seit Jahren wird versucht, die jährliche Demonstration zu verhindern.

Der Gouverneur der Provinz Istanbul, Davut Gül, hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Veranstaltungen, die die „Familie bedrohen“, nicht zulassen zu wollen. Mehrere Veranstaltungen in Zusammenhang mit dem sogenannten Pride-Monat zur Sichtbarmachung von LGBTQ waren untersagt worden, darunter etwa ein Picknick und eine Filmvorführung.

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4 Kommentare

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  • Die Türkei lebt immer noch hinterm Mond!

    • @M. Stockl:

      das ist in Deutschland nicht viel besser.

      Da kann man nicht mal Kirche und Staat trennen, das konnte man in Deutscheland noch nie.

      DAS ist sogar noch "Leben auf der dunklen Seite des Uranus"

    • @M. Stockl:

      Das war schon mal anders, z.B. noch 2014 mit über 100.000 Teilnehmern bei der Istanbul Pride, vgl. joemygod.blogspot....bul-pride.html?m=1



      Das war noch bevor Erdogan LGBT als Sündenbock auserkoren hat, den er billig dämonisieren kann, um mit reaktionären Kräften im Rücken seine Machtbasis auszubauen.

    • @M. Stockl:

      wissen sie... Ich war gerade letzte Woche in Istanbul und ihr Kommentar trifft halt einfach nicht zu. Die Menschen, die ich dort getroffen habe (Händler, Künstler!nnen, und viele andere) sind allesamt liberal, weltoffen, passioniert und neugierig.



      Und dann gibt es eben diesen riesigen Kontrast zu diesem abgef***ten Polizeistaat.



      Lebt das türkische Regime hinterm Mond? DEFINITIV!



      Die Menschen in den Straßen? Eher nicht.

      P.S.: Fun Fact: Die meisten Istanbuler!nnen mit den ich gesprochen haben sind sehr genervt von den konservativen "Deutsch-Türken" die alle Erdogan gewählt haben. Der Tenor war: Warum ruinieren die Deutschen(-Türken), die noch in der 1960ern leben unser leben???