Kein Knast für Hunter Biden

Der Sohn des US-Präsidenten wird angeklagt. Er schließt aber einen Deal mit der Staatsanwaltschaft

Aus Washington Hansjürgen Mai

Hunter Biden, der Sohn des US-Präsidenten Joe Biden und eine zentrale Figur in mehreren republikanisch geführten Untersuchungen im Kongress, bekennt sich wegen Steuervergehen schuldig. Dies wurde am Dienstag durch ein Gerichtsschreiben des US-Justizministeriums bestätigt. Das Schuldbekenntnis des jüngsten und einzig noch lebenden Sohns von Joe Biden ist Teil eines Deals mit der Staatsanwaltschaft in Delaware.

Für Hunter Biden ist es das vorläufige Ende einer knapp fünfjährigen Ermittlung durch die Strafbehörden, doch für die Republikaner ist es ein weiterer Beweis dafür, dass Demokraten das Justizministerium und das US-Rechtssystem zu ihren Gunsten missbrauchen. „Es ist der Inbegriff für die Politisierung und der als Waffe missbrauchten Justizbehörde, dass der Sohn des Präsidenten – ein Steuerbetrüger und bestechlicher Krimineller – mit einer leichten Strafe davonkommt“, sagte die republikanische Abgeordnete Elise Stefanik.

Laut US-Medien soll das Justizministerium für die beiden im Abkommen berücksichtigten Steuervergehen eine Bewährungsstrafe empfohlen haben. Am Ende wird ein Richter über das tatsächliche Strafmaß entscheiden.

Biden soll 2017 und 2018 jeweils mehr als 100.000 US-Dollar Steuern schuldig geblieben sein. Auch über einen weiteren Straftatbestand, den des unerlaubten Waffenbesitzes, konnten sich Biden und sein Anwaltsteam mit den Behörden einigen und eine mögliche Anklage abwenden. Hunter Biden hatte, obwohl zu dem Zeitpunkt schwer crackabhängig, eine Pistole gekauft und angegeben, keine Drogen zu nehmen. Gegen die Verpflichtung, zwei Jahre lang clean zu bleiben und lebenslang keine Waffe mehr zu erwerben, bleibt er straffrei.

US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden kommentierten das Abkommen ihres Sohnes mit den Behörden nur in einer kurzen Stellungnahme. Darin sagten sie, dass sie ihren Sohn lieben und sie ihn auf seinem Weg, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen, unterstützen werden.

Die Nachricht, dass Hunter Bidens rechtliche Probleme durch ein Abkommen bald ein Ende finden könnten, kommt weniger als zwei Wochen, nachdem Ex-US-Präsident Donald Trump wegen seines Umgangs mit Geheimakten in 37 Punkten angeklagt wurde. Dieser plädierte vergangene Woche auf „nicht schuldig“. In einem Post auf Truth Social kritisierte Trump Hunter Bidens Abkommen und bezeichnete das amerikanische Rechtssystem als „kaputt“.

Hunter Biden, der seit dem Aus seiner Ehe im Jahr 2017 mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat, vor allem Alkohol- und Drogenmissbrauch, rückte spätestens 2019 in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit.

Viele hörten den Namen zum ersten Mal, als Trump in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski diesen dazu aufforderte, negative Informationen zu Joe Biden und dessen Sohn Hunter ans Tageslicht zu bringen. Hunter war zum damaligen Zeitpunkt für eine ukrainische Energie-Firma tätig. Für diese Aufforderung der politischen Beeinflussung der Justiz leiteten die Demokraten im Kongress ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump ein. Der damalige republikanisch kontrollierte US-Senat sprach ihn allerdings frei.

Der Name Hunter Biden gilt unter Republikanern seither als Synonym für undurchsichtige oder moralisch fragwürdige Geschäfte der Biden-Familie. Neben Steuervergehen und unerlaubtem Waffenbesitz ermittelte das Justizministerium auch bezüglich Geldwäsche, ausländischer Lobbyarbeit und anderer möglicher Anklagepunkte, allerdings ohne Ergebnis.

Für die republikanischen Untersuchungen im US-Repräsentantenhaus, die sich vor allem auf die Politisierung und den Missbrauch der Justiz als politische Waffe befassen, dürfte Hunter Bidens Deal mit der Justiz neues Feuer liefern.

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