piwik no script img

Ein jegliches hat seine Stunde

Zugegeben als Kirchentagsneulinge überfordert uns das riesige Programm ein wenig. Wir haben mit der Kirchentags-App trotzdem mal ausgeknobelt, was uns besonders interessiert: Die Highlights aus Bibelarbeiten, Diskussionsrunden und Podien

Von Raoul Spada und Luisa Faust

Mit gut 2000 Veranstaltungen wartet der Deutsche Evangelische Kirchentag von Donnerstag bis Sonntag in Nürnberg und Fürth auf, mit Podien, Gottesdiensten, Workshops, Bibelarbeiten und vielem mehr. Das nehmen wir uns vor:

Wir starten mit der Verfassung: Rechtswissenschaftlerin Sophie Schönberger, Bundestagsvizepräsidentin Kat­rin Göring-Eckardt und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth und andere. fragen: „Ist die Demokratie krisenfähig? Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag“. (Do., 11–13 Uhr, Frankenhalle. Messezentrum).

Am Nachmittag geht’s zur Veranstaltung „Fokus Israel und Palästina. Wo sind die Brücken in die Zukunft?“ Zu Gast sind unter anderen Aleida Assmann und Charlotte Knobloch (Do., 15–17 Uhr, Meistersingerhalle, Großer Saal).

Am Freitag weckt uns die Bibelarbeit mit Markus Söder. Der Dreifach-Fremde (christsozialer Franke, Protestant in Bayern und Bayer in Berlin) spricht über die Tageslosung: „Was jetzt am Tage ist“ [1 Mose 50,15-21]. Söder bearbeitet da ein superliberales Thema: Furcht. Wir fürchten uns vor der Bibelstelle, denn da lesen wir: Gott möchte „ein großes Volk“ am Leben halten. Vielleicht zeigt er uns ja eine andere Lesart (Fr., 9.30–10.30 Uhr, Halle 4A).

Auf dem Katholikentag im vergangenen Jahr versuchte ein Aktivist bei diesem Gast die Bühne zu stürmen. Wir bleiben aber sitzen, versprochen, und hören genau zu, bei: „In bewegten Zeiten Gemeinsam Gestalten. Im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz.“ Ein Heimspiel? Seine Zeitenwende wird Einfluss auf das diesjährige Motto gehabt haben und der Kirchentag ist ohnehin immer grün-rot geprägt. (Fr., 11–12 Uhr, Frankenhalle, Messezentrum).

Außerdem wollen wir wissen: „Gibt es ein Recht auf Zukunft? Rechtsmittel als letzte verbleibende Option.“ Über die Klimaverfassungsbeschwerde streiten Be­schwer­de­füh­re­r*in­nen und der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (Fr. 11–13 Uhr, Frankenhalle).

Da bleiben wir sitzen für das Podium: „Welchen Frieden wollen wir? Grenzverschiebungen in der Friedens­ethik“. Eine gute Frage! Die evangelische Kirche blieb bislang schwammig. Vielleicht bringen die Worte des Kirchentagspräsidenten Thomas de Mazière uns Klarheit (Fr. 15–17 Uhr, Frankenhalle).

Wer etwas über den zweiten Kampfhahn der Union lernen möchte, geht am Samstag zur Bibelarbeit mit CDU-Mann Friedrich Merz: „Die Zeit wird kommen“ [Lukas 17,20-25] ist die Losung des Tages. Friedrich Merz spricht über die Parusie, das Heilsversprechen der Wiederkehr Christi (Sa., 9.30–10.30 Uhr, Frankenhalle).

In der evangelischen Kirche wird die ambivalente Rolle der Mission im Kolonialismus seit Ewigkeiten diskutiert, aber außer kultursensiblen, leeren Statements kam noch nicht viel. Was ist passiert, seit sich die EKD 2019 die Aufarbeitung auf die Fahnen geschrieben hat? Das erfahren wir hier: „Rassismus und postkoloniales Erbe in der Kirche. Respektvoll in Bewegung kommen“ (Sa., 15–16.30 Uhr, Hybridbühne, NCC Mitte, Ebene 1, Saal Brüssel).

Jahrhundertelang wurden sexuelle Minderheiten in der evangelischen Kirche diskriminiert. Inzwischen hat sich einiges geändert. Alles super also? Wollen wir mal sehen: „Wo queere Menschen in meinem Namen versammelt sind. Vielfalt in den Kirchen feiern“, mit Anna-Nicole Heinrich, Präses Synode EKD Hannover, Kerstin Söderblom, Hochschulpfarrerin Ev. Studierendengemeinde u. a. (Sa., 15–17 Uhr, Gemeinschaftshaus Langwasser, Großer Saal).

Am Abend noch ein Podium mitten ins Herz des Kirchentags-Mottos „Jetzt ist die Zeit“: „Werte, Ethik, Interessen. Außenpolitisches Handeln in der Zeitenwende“. Außenministerin Annalena Baerbock und Ex-Bundespräsident Joachim Gauck sind zu Gast. Kann das spannend werden? (Sa., 18–19.30 Uhr, Hybridbühne, NCC Mitte, Ebene 1, Saal Brüssel).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen