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: Ein Test kann erste Anzeichen von Demenz entdecken

Worum geht’s?

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Weltweit sind es derzeit etwa 55 Millionen, Tendenz steigend. Zwar gibt es verschiedene Ansätze, um die Symptome zu verzögern, heilen lässt sich Demenz jedoch nicht. Weil sich der bereits entstandene Schaden im Gehirn kaum mehr rückgängig machen lässt, sind Vorbeugung und eine frühe Diagnose wichtig. Deshalb suchen Forschende bestimmte Proteine, die als Warnzeichen fungieren. Diese finden sie zum Beispiel im Blut oder in der Rückenmarksflüssigkeit. Noch gibt es aber keine Untersuchung, die zuverlässig eine Demenz voraussagt.

Die Studie

Im März 2023 berichteten US-amerikanische Forschende im Fachjournal Neurology von einem anderen Ansatz. Mit einem kognitiven Test wollten sie erste Anzeichen von Demenz-Symptomen bei Menschen entdecken, die noch keine Probleme haben. Die Teilnehmenden sahen sich dazu Karten mit Bildern an, die verschiedenen Kategorien zugeordnet waren, etwa von einer Paprika aus der Kategorie „Gemüse“. Fiel den Teilnehmenden ein Bild später nicht mehr ein, erinnerten die Forschenden sie als Gedächtnisstütze an die jeweilige Kategorie. Sie untersuchten also, wie sich Menschen Dinge merken.

Diese Merkfähigkeit unterteilten sie in fünf Stufen: „Stages of Objective Memory Impairment (SOMI)“. SOMI-0 bedeutet, dass die Teilnehmenden keine Probleme mit den Erinnerungen hatten. Bei SOMI-1 und -2 fielen ihnen die Bilder oft erst nach dem Tipp ein. Das kann laut den Forschenden ein Zeichen dafür sein, dass sich in etwa sieben bis acht Jahren eine klinische Demenz entwickelt. Noch deutlicher fiel das Ergebnis bei denjenigen aus, die sich trotz des Hinweises auf die Kategorie nicht an das Bild erinnerten. Mit ihrer Einstufung in SOMI-3 und -4 könnten sie innerhalb von ein bis drei Jahren an einer Demenz leiden.

Was bringt's?

Die Ergebnisse sind vor allem für die Präventionsforschung interessant. Bisher rekrutieren die Forschenden dafür gesunde Menschen. Eine Gruppe bekommt eine Präventionsbehandlung, die andere ändert nichts an ihrem bisherigen Leben. Dann wird analysiert, wie viele aus den jeweiligen Gruppen in den folgenden Jahren eine Demenz entwickeln. Mit SOMI-3 und -4-Menschen anstelle von Gesunden würden diejenigen untersucht, für die eine Prävention relevanter ist. Das kann die Aussagekraft der Analyse erhöhen. Nach der Untersuchung können Ärz­t:in­nen sagen, ob die statistische Wahrscheinlichkeit zu erkranken höher ist – was keine klare Aussage für einzelne Personen zulässt. Vorbeugende Maßnahmen, die dann angesagt wären, sind etwa Bewegung, gesunde Ernährung und geistige Aktivität. Das wiederum tut ohnehin jedem Menschen gut – was die meisten wissen und sich dennoch nicht darum kümmern. Ob ein höheres Demenz-Risiko das ändern würde, ist fraglich.

Neue wissenschaftliche Studien stellen wir jede Woche an dieser Stelle vor – und erklären, welchen Fortschritt sie bringen.

Stefanie Uhrig