Autobahn ist out

Die Hamburger Grünen wollen eine verlängerte Köhlbrandquerung statt der beschlossenen A26-Ost

Von Gernot Knödler

Eines der zentralen Straßenbauprojekte in Hamburg ist von den Grünen infrage gestellt worden. „Das ist die pro Kilometer teuerste geplante Autobahn in Deutschland und ihr Nutzen ist zweifelhaft“, sagte Fraktionschef Dominik Lorenzen dem Hamburger Abendblatt. Das Projekt gehe von überholten Prognosen aus. Auch unter den neuen Vorzeichen der Klima- und Energiekrise sei es nötig, das Projekt zu überdenken, sagte er der taz.

Lorenzens Forderung knüpft an ein Papier zum Klimaschutz im Verkehr an, das der Vorstand der Grünen-Bundestagsfraktion in der vergangenen Woche beschlossen hat. Statt das ohnehin sehr dichte Fernstraßennetz auszubauen, fordert der Grüne Vorstand „die volle Konzentration auf die Sanierung von Brücken und vorhandenen Schnellwegen“.

Heruntergebrochen auf Hamburg stellt sich für Fraktionschef Lorenzen „die Frage, ob es zwei teure Querverbindungen von der A 1 zur A 7 braucht“. Eine dieser Querverbindungen gibt es bereits, jedoch nicht als Autobahn. Sie führt über die Köhlbrandbrücke, die alt, niedrig und überlastet ist, und deshalb durch einen Tunnel ersetzt werden soll. Lorenzen zufolge könnte daraus auch eine Autobahn durch den Hafen werden.

„Eine Köhlbrandquerung brauchen wir für den Verkehr innerhalb des Hafens ohnehin“, sagt Lorenzen, „und sie würde über bereits versiegelte Fläche führen“. Demgegenüber sei der mächtige ökologische Fußabdruck der zusätzlichen, „Hafenpassage“ genannten Querung zu bedenken, zumal die Bedarfsanalysen dafür überholt seien.

Formuliert haben das gerade die Umweltverbände Nabu und BUND bei ihrer Stellungnahme zum achtstreifigen Ausbau der A 1 im Süden Hamburgs. „Menschen nutzen die Infrastruktur, die vorhanden ist“, sagt Sabine Sommer, Verkehrsreferentin des BUND Hamburg. „Wenn wir weiter Autobahnen neu oder ausbauen, zementieren wir auf Jahrzehnte die Abhängigkeit vom Auto.“ Die Ausbaupläne basierten auf falschen Erwartungen. So seien die Prognosen für den Containerumschlag im Hafen für 2030 stark korrigiert worden. Auch die erwarteten Passagierzahlen für den Helmut-Schmidt-Airport seien übertrieben.

Die Handelskammer hält dem entgegen, es sei eine nationale Aufgabe, die Erreichbarkeit des Hamburger Hafens zu verbessern. Der ADAC wies darauf hin, dass die Hafenpassage den Ost-West-Verkehr und den Hafenverkehr bündele und aus der Stadt heraushalte.

Die Hamburger Grünen haben im Koalitionsvertrag eine klare Zusage zum Projekt A 26 Ost gegeben. „Wenn man jetzt über den Umweg der Bundespolitik das Projekt doch noch verhindern möchte, ist das ein klares Foulspiel“, findet Hanno Huijssen, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa.

Rot-Grün in Hamburg habe vereinbart, den Bund beim Bau der A 26 Ost zu unterstützen, sagt dagegen Lorenzen. Das heiße aber nicht, dass die Koalition im Bund das Projekt nicht überdenken dürfe.