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Rechte Attacke an Silvester

In Friedrichshain macht die Antifa auf einen rassistischen Angriff aufmerksam. Polizei bestätigt

„Genau hier – rassistische Attacke“ steht in großen Buch­staben auf einen A3-Plakat, das seit einigen Tagen im Nordkiez von Friedrichshain klebt. Dort informiert die Antifa Friedrichshain über einen rassistischen Vorfall, der sich am 31. Dezember gegen Mittag an der Kreuzung Frankfurter Allee und Jessener Straße ereignet haben soll. Ein Mann habe in der Höhe des Ringcenters eine Fahrradfahrerin über eine längere Strecke verfolgt und lautstark rassistisch beleidigt. Der Vorfall sei von mehreren ­Pas­san­t*in­nen beobachtet worden.

Die Polizei habe die Aussagen der Beteiligten aufgenommen. Die Pressestelle der Polizei ­bestätigte auf Anfrage der taz die Darstellung der Antifa Friedrichshain. Ein 59-jähriger Mann habe die 23-jährige ­Radfahrerin auf übelste Weise rassistisch beschimpft und mehrmals gerufen, sie solle dorthin gehen, wo sie hergekommen ist.

Nachdem der Mann die Frau weiter verfolgte, sei die Radfahrerin abgestiegen und habe den Mann angeschrien: „Was hast Du weißer Nazi zu mir gesagt?“ Im Anschluss sei es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen. „Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen, die noch nicht abgeschlossen sind“, betonte die Presssprecherin der Berliner Polizei.

Allerdings findet dieser ­rassistische Angriff unter den Pressemeldungen der Berliner Polizei keine Erwähnung. Das habe daran gelegen, weil zu Silvester bei die Polizei-­Pressestelle nur mit einer Notbesetzung arbeitete. Am 1. Januar sei wegen der vielen Meldungen über die Ausschreitungen in der Neujahrsnacht der rassistische Übergriff dann in den Hintergrund getreten. Anfang Januar sei es zu spät gewesen, noch eine Meldung darüber zu veröffentlichen, so die Mitarbeiterin der Polizeipressestelle.

Keine Absprache mit Polizei

So wurde der rassistische Angriff erst verspätet durch die Plakataktion der Antifa Friedrichshain bekannt.

„Es ist unser Anliegen, den Friedrichshain nazifrei zu halten. Dazu gehört auch, auf rassistische, antisemitische und sexistische Vorfälle zu achten und zu reagieren“, erklärte ein Mitglied der Antifagruppe, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Eine Absprache mit der Polizei habe es nicht gegeben und sei auch von der Antifa-Friedrichshain nicht geplant. Es gehe um die Sensibilisierung der Nachbarschaft.

Die Pressesprecherin der Polizei erklärte auf Nachfrage, dass Ihre Behörde die Plakataktion der Antifa nicht bewerte und kommentiere. Peter Nowak

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