Studie über ukrainische Geflüchtete: Viele wollen bleiben
Rund ein Drittel der nach Deutschland geflohenen Ukrainer*innen will nach Kriegsende nicht zurückkehren. Zu schaffen macht vielen noch die Sprache.
Während der Großteil der Geflüchteten angab, körperlich gesund zu sein, stellten die Forschenden fest, dass viele der Geflüchteten unglücklich sind. Auf einer Skala von 1 (unglücklich) bis 10 (glücklich) liegt der Durchschnitt bei den Geflüchteten nur bei 5,8. Es zeige sich zudem, dass Geflüchtete, die für immer in Deutschland bleiben wollen, zufriedener sind als jene, bei denen dies nicht der Fall ist.
Auch das Wohlbefinden der geflüchteten Kinder falle im Vergleich zu anderen in Deutschland lebenden Kinder niedrig aus. Es sei deutlich zu sehen, „dass Krieg und Flucht Spuren hinterlassen haben, die weiter nachwirken“, sagte Nina Rother vom Forschungszentrum im Bamf.
Mit einem Frauenanteil von 80 Prozent ist die Fluchtbewegung aus der Ukraine weiblich geprägt. Knapp die Hälfte von ihnen lebt außerdem mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt. Durch die Generalmobilmachung in der Ukraine bleibt den meisten Männern bis heute die Ausreise verwehrt.
Großes Interesse an Sprachkursen
Rund ein Viertel der erwerbsfähigen ukrainischen Männer, die trotzdem nach Deutschland gekommen sind, haben hier einen Job. Der entsprechende Anteil bei den Frauen liegt bei 16 Prozent. „Wir bewerten das als relativ hoch“, sagte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Mit steigender Sprachkompetenz werde sich der Anteil der Erwerbstätigen voraussichtlich deutlich erhöhen, prognostizierte er.
Bisher gaben aber nur 4 Prozent der Befragten an, gute Sprachkenntnisse zu haben. 82 Prozent haben keinerlei Deutschkenntnisse. Jedoch sei es positiv, dass etwa die Hälfte der Ukrainer*innen einen Sprachkurs besuche, so Brücker.
Doch die Teilnahme an solchen Kursen, wie auch die Suche nach einer Arbeitsstelle hängt von den Möglichkeiten zur Kinderbetreuung ab. Katharina Spieß, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, wies darauf hin, dass deshalb Unterstützungsangebote besonders auf Frauen mit Kindern angepasst werden müssen.
Wenig überraschend: Laut der Studie kommen die nach Deutschland geflohenen Ukrainer*innen in großen Teilen aus Regionen, die besonders stark vom Krieg betroffen sind, wie etwa Kyjiw oder der Ost-und Südukraine. Ab Januar soll es eine weitere Erhebung geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Orbán und Schröder in Wien
Gäste zum Gruseln
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“
Rechtsruck in den Niederlanden
„Wilders drückt der Regierung spürbar seinen Stempel auf“
Koalitionsverhandlungen in Potsdam
Bündnis fossiles Brandenburg
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig