Klimakrise bedroht globale Gesundheit

Wis­sen­schaft­le­r:in­nen warnen vor weltweit mehr Kranken, Hitzetoten, Hunger und Mangelernährung

Von Susanne Schwarz

Das Leben wird gefährlicher: Dass die Menschheit seit vielen Jahrzehnten im großen Stil Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre katapultiert, wird immer mehr zum Gesundheitsproblem. Das zeigt der diesjährige Lancet Countdown on Health and Climate Change, ein Bericht internationaler Wissenschaftler:innen. Die regelmäßig erscheinende übergreifende Analyse fasst den Forschungsstand zu den Gesundheitsauswirkungen der Klimakrise zusammen.

Extremwetterereignisse haben danach im vergangenen Jahr auf jedem Kontinent gewütet, also etwa Fluten, Waldbrände oder Hitzewellen. „Extremer Hitze ausgesetzt zu sein, ist mit akuten Nierenproblemen, Hitzeschlägen, Schwangerschaftskomplikationen, Schlafstörungen, Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und der Verschärfung von Herz-Kreislauf- sowie Atemwegserkrankungen assoziiert“, heißt es in dem Bericht. Hitze würde dadurch die Todesfälle hochtreiben, die nicht etwa auf Unfälle und Verletzungen zurückzuführen sind, warnen die Expert:innen. Besonders bis zu einem Jahr alte Babys und ältere Menschen über 65 sind gefährdet. In letzterer Gruppe sei die Zahl der Hitzetode zwischen 2017 und 2021 um 68 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2000 bis 2004 gestiegen.

Erstmals erscheint zusätzlich zum globalen Lancet-Bericht auch eine europäische Ausgabe. Diese identifiziert Hitze als besonderes Risiko für Europa.

In fast 60 Prozent der untersuchten europäischen Großstädte würden hitzebedingte Krankheiten die öffentlichen Gesundheitsdienste bedrohen. Corona habe zwar bereits gezeigt, dass die Gesundheit der Europäer stärker geschützt werden muss, „aber jetzt sehen wir, dass die zunehmenden gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels die Gesundheitssysteme sowohl kurz- als auch langfristig zusätzlich unter Druck setzen“, sagt Maria Nillson, Vorsitzende des Lancet Countdown in Europa und Professorin für öffentliche Gesundheit an der schwedischen Universität Umeå. „Um eine gesunde und widerstandsfähige Zukunft zu gewährleisten, brauchen wir ökologisch nachhaltige und klimaresistente Gesundheitssysteme.“

Hitzebelastung schränkt dem Bericht zufolge auch die Produktivität ein. Dies habe im vergangenen Jahr weltweit zu 470 Milliarden „verlorenen Arbeitsstunden“ geführt. Im „Ländern mit geringem Entwicklungsindex“ würden die damit einhergehenden Einkommensverluste zu 87 Prozent den Agrarsektor treffen.

Das führt auch zu einer weiteren zentralen Warnung der Gesundheitsexpert:innen: Die Klimakrise gefährde die Ernährungssicherheit weiter, unter anderem weil die veränderten Wettermuster die Wachstumsphasen für wichtige Getreide wie Mais und Reis verringern. Insgesamt verschärfe die Klimakrise so Hunger und Mangelernährung.