: Endlich wieder loslabern
Worüber nächste Woche auf der Frankfurter Buchmesse sprechen? Hier ein paar Vorschläge
Ob die Nobelpreisträgerin zum Kritikerempfang kommt? – 2017 saßen Ernaux, Eribon, Louis alle zusammen an einem Tisch, in der Unseld-Villa. – Viel passiert seit damals. – Fühlt sich an wie eine andere Welt. – Was würden Sie sie fragen? – Ernaux? Ob zur toten Schwester oder zu den offenen Briefen? Gute Frage. – Vielleicht kommt auch Tellkamp. Gottogott. – Oder Zhadan. – Das wär cool.
Wollt ihr auch die Bücher teurer machen? – Nötig wär’s, Papierpreis und alles. Der Lendle ist jetzt ja auch vorgeprescht. Gute Sache. Da haben wir alle gut zugehört und genickt. – Wie teuer sollen sie denn werden? – Wenn wir das wüssten. Wie viel wäre Ihnen denn ein neuer Debütroman wert? – Sie sind schon teurer geworden. 26 statt 20 Euro. Neuer Standardpreis. – Waren Sie kürzlich auf einem Popkonzert? – Warum? – Ticketpreise ab 50 Euro, da geht’s erst los. – 50 Euro für ein Buch ist jetzt aber nicht euer Ernst? – Hm. – Oder? – Hm. – Ernsthaft. 50 Euro? Das geht doch nicht. – Hm. – Hm.
Und was halten Sie vom spanischen Messeauftritt? – Schau ich mir an. Schade jedenfalls, dass man keine mit Javier Marías mehr rauchen kann. – Ja, schade. – Den Hessischen Hof gibt’s auch nicht mehr. – Ja, schade. – Bei Fischer hätte es aus diesem Rückzugsraum gequalmt. – Wie ein Schlot. – Schadeschade.
Bei welchem PEN sind Sie denn Mitglied?
Wenn Oliver Vogel jetzt Fischer-Verleger ist, was ist dann eigentlich mit Insa Wilke? Kann sie Jury-Vorsitzende bleiben? Was meinen Sie? – Schwierige Frage. Einerseits, andererseits. Was meinen Sie denn? – Unsicher. Frühere Kritikergenerationen hätten kein Problem damit. Die wären einfach geblieben. Verflechtungen gibt’s ja immer irgendwie. – Schon richtig. Aber wir sind keine frühere Kritikergenerationen mehr. – Es gibt doch keine Sippenhaft. Sind beide gestandene Leute mit jeweils eigenem Urteil. – Das ist das Einerseits. Das Andererseits gibt es aber auch. – Schon komisch, was alles mit allem zusammenhängt.
Dieses Feature im Deutschlandfunk, gehört? – Die Sendung, wie viel man als Autor*in verdient? Klar. – Sie gendern? – Man gewöhnt sich dran. – Stimmt. – 10.000 Euro netto im Jahr, schon krass. – Wir sollten mehr über Geld reden. – Unbedingt. – Gute Sendung jedenfalls. Respekt für Peltzer, Fricke und Preiwuß. Dass sie mitgemacht haben. – Unbedingt. – Früher hätte man nicht so offen darüber geredet, wer was verdient. – Oder wie wenig. – Stimmt, eher wie wenig. – Aber was folgt daraus? – Keine Ahnung. – Auch nicht.
Letztes Jahr. Dieser Verlag aus Afghanistan. No books this year. Der traurigste Stand der Buchmesse. – Weiß ich noch. – Lass uns gleich mal rüber zum Ukraine-Stand schlendern. – Einen Russland-Stand gibt’s ja nicht. – Wäre auch noch schöner! – Aber „Anna Karenina“ bleibt. – Ja, das bleibt. Und Tschechow. Und so weiter. – Aber man hat nicht gerade den Eindruck, dass die Russen noch ihre eigenen großen Bücher lesen würden. – Unter uns, finden Sie es auch so schade, dass „Zukunftsmusik“ neulich nicht den Preis bekommen hat?
Wissen Sie noch. Loslabern? – Lange her. – Goetz bei Joachim. Damals! Unschuldige Zeiten, von heute aus gesehen. – Wirklich lange her. – Wenn man sich in der Welt so umsieht. Krieg, Mullahs schießen auf Frauen, immer noch Corona. Und wir essen hier Schnittchen. Fühlt sich auch ein bisschen unwirklich an, das muss man sagen, hier unter all den Buchmenschen. – Aber auch gut, sich mal wieder zu treffen. – Lassen wir’s so stehen.
Wurden Sie letztes Jahr auch zu den Grauburgunder-Feuilletonisten gezählt? – Dabei bevorzugen wir Weißburgunder! (Lachen) (drk)
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