: „Täglich mehr Fälle“
Der Deutsche Schwimm-Verband entschuldigt sich bei Betroffenen sexualisierter Gewalt
Zum Glück gibt es Frau Weber. Der aktuelle Vorstand des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) versicherte in einer Stellungnahme am Montag, dass „jegliche Meldungen im Bereich der sexualisierten Gewalt“ mit großem Engagement durch die Präventionsbeauftragte Franka Weber entsprechend des seit 2019 bestehenden Präventionskonzepts bearbeitet werden.
Dass diese Mitteilung allerdings nicht wirklich beruhigend wirkte, ahnten die Verfasser:innen dieser Stellungnahme dann offenbar doch. Schließlich musste der DSV bereits am Wochenende eingestehen, dass seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe des früheren Weltklasse-Wasserspringers Jan Hempel gegen seinen früheren Trainer Werner Langer sich immer mehr von sexualisierter Gewalt Betroffene beim Verband melden. „Immer noch kommen täglich Fälle dazu. Wie viele, kann ich nicht sagen“, sagte Leistungssportdirektor Christian Hansmann am Sonntag. Und so betonte der DSV nun, Prävention im Sport sei im Ehrenamt schwer zu bewältigen. Eine unabhängige Anlaufstelle „inklusive der notwendigen finanziellen Ausstattung durch die öffentliche Hand“ sei nötig.
Zuvorderst steht aber der DSV nach der Ausstrahlung der ARD-Doku, welche die Vorfälle sexualisierter Gewalt ans Licht brachte, in der Verantwortung. In seinem Statement wand sich der Verband erstmals an die Betroffenen. „Wir möchten uns an dieser Stelle aufrichtig bei allen Menschen entschuldigen, die jemals Gewalt, gleich, ob körperlicher, seelischer oder sexueller Art, im deutschen Schwimmsport erleben mussten.“
Auch um die finanzielle Verantwortung kann sich der DSV nicht drücken. Mahmut Özdemir (SPD), der für den Sport zuständige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, hat bereits Warnsignale gesendet. Er sagte, ein Verband, der sich nicht an Auflagen und Bedingungen für Fördermittel halte, „der sexualisierte Gewalt, Doping oder andere interpersonelle Gewalt duldet, nicht aufklärt, vertuscht – solche Verbände dürfen keinen Cent von Steuermitteln bekommen“. (jok)Meinung
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