: „Die Leute scheuen vor solchen sperrigen Themen zurück“
Im Schweriner Schloss läuft ein Film zu den Rostocker Ausschreitungen
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau Bley, Ihre Kulturinitiative heißt „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ und Sie zeigen den Film „Wir sind jung. Wir sind stark“. Aber Sie haben diesen Film wohl kaum wegen dieser Namensähnlichkeit ausgewählt.
Roswitha Bley: Nein, bei dem Thema 30 Jahre Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen geht es uns um die Erinnerungskultur. Es soll nicht vergessen werden, dass Menschen betroffen sind, die in unserer Gesellschaft leben. Auch wenn sich in Mecklenburg-Vorpommern viel verändert hat, bleiben die Fragen wichtig: Was ist da passiert und wo war das Versagen?
Warum zeigen Sie gerade diesen Film?
„Wir sind jung. Wir sind stark“ wurde 2014 mit dem Filmpreis unserer Initiative, dem Vielfaltpreis prämiert. Wichtig ist, dass der Regisseur Burhan Quabani sich darin auch mit dem Thema der Nachwendegeneration beschäftigt.
Was ist denn diese Initiative WIR, deren Geschäftsführerin Sie sind?
Es ist eine Landesinitiative, die 2008 ins Leben gerufen wurde, nachdem die NPD in Mecklenburg-Vorpommern in den Landtag eingezogen war. Die demokratischen Kräfte, der Landtag, Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmensverbände, wollten ein Signal setzten, dass wir das so nicht hinnehmen.
Worin besteht die Aufgabe der Initiative?
Wir unterstützen verschiedene Veranstaltungsformate. So begleiten oder initiieren wir im ganzen Land Demokratiefeste. Und wir sind auch bei den Sommerfestivals der Familie Lohmeyer dabei, die sich gegen die rechtsradikale Szene im Dorf Jamel wehrt.
„Wir sind jung. Wir sind stark“, ein Filmvon Burhan Quabani über die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Schwerin, Schlossinnenhof, 19 Uhr
Heute sind auch der Regisseur und Zeitzeug*innen zu Gast im Schlossinnenhof: Was ist das für ein Veranstaltungsort?
Die Sanierung des Schweriner Schlosses wurde vor zwei Jahren abgeschlossen. Der Landtag, der ja im Schloss angesiedelt ist, hat beschlossen, diesen Ort zu öffnen. In diesem Sommer findet dort eine Veranstaltungsreihe zu der Thematik „Aufgeschlossen“ statt. Deshalb haben wir uns entschieden, den Film dort zu zeigen.
Rechnen Sie damit, dass der Hof heute Abend voll wird?
Ich bin gespannt auf die Resonanz. Die Leute scheuen vor solchen sperrigen Themen zurück. Es ist unbequem, sich mit dem gesamtgesellschaftlichen Versagen in jener Zeit auseinander zusetzten. Das wird kein schön lauschiger Filmabend.
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