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das wird„Die Lieder haben eine neue Bedeutung“

Nicht erst seit Putins Invasion: Die ukrainische Sängerin Yuliia Holub will für ihre Kultur begeistern

Foto: Viktor Fedotov

Yuliia Holub28, kam aus der Ukraine nach Hamburg, um Jazz zu studieren. Jetzt lebt sie in Lissabon.

Interview Ben Reddig

taz: Frau Holub, wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

Yuliia Holub: Als eine Mischung aus ukrainischer Volksmusik und meiner großen Leidenschaft, dem Jazz. Ich interessiere mich aber auch für andere Kulturen. Ich liebe brasilianische Musik, Bossa Nova, Samba. Diese Einflüsse kann man in meiner Musik hören.

Was sind die ukrainischen Elemente in Ihrer Musik?

Ich verwende ukrainische Volkslieder. Und drumherum bastele, fantasiere, kreiere ich neue Harmonien, neue Rhythmen, vermische Stile. So kommt etwas Neues dabei heraus.

Wo fühlen Sie sich heimisch?

Natürlich in der Ukraine. Ich war schon immer Patriotin. Ich liebe die Kultur, das Essen, die Menschen und unsere Geschichte. Seit ich in Europa lebe, erzähle ich all meinen Freunden und auch meinem Publikum über die Ukraine. Ich freue mich sehr, dass die Menschen sich jetzt mehr für meine Heimat interessieren. Leider zum Preis eines Krieges.

Dennoch spielen viele andere Kulturen in Ihrem musikalischen Schaffen eine Rolle.

Ja, ich interessiere mich für unterschiedlichste Kulturen. Ich war während eines Auslandssemester in der Dominikanischen Republik und habe die afrodominikanische Kultur kennengelernt. Dann habe ich mit dem brasilianischen Gitarristen Lucas Etcheverria in Hamburg ein Duo gegründet und brasilianische Musik gespielt. Und jetzt möchte ich gerne Portugal und den Fado kennenlernen. Deswegen bin ich nach Lissabon gezogen.

Sie haben vier Jahre Ihrer Studienzeit in Hamburg verbracht und spielen immer wieder Konzerte in der Stadt.

Hamburg ist meine zweite Heimat geworden. Ich glaube, jeder verbindet mit seinen Studienjahren sehr schöne Erinnerungen. Ich habe immer noch viele Freunde und ein tolles Publikum dort. Immer wenn ich meine Perle besuchen kann, freue ich mich.

Gehen Sie mit einer festen Band auf Tour?

Ich bringe immer meinen Saxofonisten und Lebenspartner, Alexander Scott, mit. Aber die Rhythmusgruppe kommt immer aus dem Land, in dem wir gerade spielen. So klingt die Musik in jedem Land besonders.

Wer kommt zu Ihren Konzerten?

Jazz-Liebhaber, Menschen, die die Ukraine jetzt unterstützen wollen und auch Ukrainer, die ein Stück Heimat finden wollen. Ich höre oft, dass meine Musik etwas ganz Frisches ist. Und die Ukrainer kennen zwar die Volkslieder, aber nicht so, wie ich sie aufführe.

Konzerte des Yuliia Holub Trio:

Mo, 15. 8., 20 Uhr, Hamburg, Pony-Bar, Allendeplatz 1; Eintritt gg. Spende

Di., 16. 8., 20 Uhr, Hamburg, Brückenstern, Stresemannstraße 133; Eintritt gg. Spende

Hat der Krieg Ihre Musik verändert?

Die Lieder, die ich schon in meinem Repertoire hatte, haben eine komplett neue Bedeutung bekommen. Zum Beispiel spiele ich immer ein Wiegenlied. Dieses Lied widme ich jetzt allen Kindern, die im Krieg gestorben sind, weil niemand Ihnen mehr dieses Lied singen kann.

Würden Sie noch mit russischen Musikern zusammenarbeiten?

Viele sagen jetzt klipp und klar, dass sie das nicht machen würden. Für mich ist es wichtig, dass die Person eindeutig sagt: Was in der Ukraine passiert, ist ein Krieg und dieser Krieg ist falsch.

Ist die Musik Ihre Art des Widerstandes gegen die russische Invasion?

Auf jeden Fall. Aber sie ist nicht nur die Antwort auf Putin. Ukrainische Kultur wurde immer unterdrückt, schon zur Zeit der Zaren. Es wurden ukrainische Bücher verbrannt, ukrainische Dichter, Songwriter und Schriftsteller wurden erschossen. Und darauf ist die Musik meine Antwort. Man kann Menschen töten, aber die Kultur wird nie sterben.

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