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Für Fußball und Vaterland: Sängerin Carolin Niemczyk Foto: imago

Die Bundesligasaison der Männer, in der der FC Bayern seinen 33. Titel gewinnen wird, war noch nicht angepfiffen, da hatte sie schon den ersten Aufreger. Seit ein paar Jahren ist es üblich, das erste Spiel der Saison mit einer Zeremonie einzuläuten, zu der das feierliche Absingen der deutschen Nationalhymne gehört. So war es auch in Frankfurt, wo Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt den Meister 2023 empfangen hat. Doch Sängerin Carolin Niemczyk, Sängerin der Unterhaltungscombo Glasperlenspiel, wurde doch recht gnadenlos ausgepfiffen, als sie zum Mikrofon griff, um das Deutschlandlied anzustimmen.

Die Fans aus der Frankfurter Kurve wurden sogleich als unpatriotisch bezeichnet. Kommentatoren machen sich seitdem Sorgen um den Zustand des Landes und fragen sich, ob es nicht die patriotische Pflicht eines Fußballfans sei, die Hymne mitzusingen. Eine Hymnendiskussion ist entbrannt. Im deutschen Fußball nichts Neues. Da wird schon länger genauer hingeschaut, ob alle Nationalspieler bei der Hymne mitsingen, als auf die Formation der Abwehrkette.

Für den Grund des Fanprotests, den Fußball nicht mit einem sinnlosen Rahmenprogramm zur Nebensache eines Vermarktungsevents zu machen, haben die patriotischen Kommentatoren kein Ohr. Und wenn es überhaupt so etwas wie die Schändung einer Hymne geben sollte, dann waren dafür nicht die Fans verantwortlich. Das deprimierende 6:1 der Bayern, mit dem jede Hoffnung auf eine spannende Saison schon am ersten Spieltag dahingegangen ist, hat das Deutschlandlied doch wohl mehr entehrt als die Pfiffe zuvor. (arue)

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