: „Hätte die Politik früher auf Erneuerbare umgestellt!“
Vor einigen Wochen hat Felix die Inflation zum ersten Mal am eigenen Leib gespürt. Er stand im Supermarkt. 250 Gramm Butter kostete plötzlich 3 Euro. „What the fuck? Ein Päckchen Butter kann doch nicht 3 Euro kosten“, schoss ihm durch den Kopf.
Lange hatte der 24-Jährige die Inflation nur durch den Nachrichtenkonsum mitbekommen. Jetzt spürt er die teureren Preise bei jedem Einkauf: „5,99 Euro für einen Brokkoli – sind die wahnsinnig?“ Dann ist da noch die neue Stromrechnung. Nach der kürzlich verkündeten Preisanpassung muss Felix nun monatlich 64 Euro für die Stromversorgung zahlen. Vorher waren es noch 45 Euro im Monat. Eine Preissteigerung um mehr als 40 Prozent. Anders als die Lebensmittel- und Strompreise ist sein Gehalt nicht angestiegen.
Als Unternehmensberater verdient Felix für seine Altersklasse verhältnismäßig gut. Die Inflation bring ihn daher finanziell (noch) nicht in die Bredouille. „Ich muss zum Glück keine Angst haben, dass ich gar kein Geld mehr habe. Ich bin sehr privilegiert“, merkt Felix an. Trotzdem belastet ihn die aktuelle Situation. Felix hat Angst, dass er langfristig seinen bisherigen Lebensstandard nicht wird halten können. Vor der Inflation hatte Felix mit dem Gedanken gespielt, noch mal zu studieren. Er würde gerne Psychologe werden. „Vorher war die Option, noch mal zu studieren, im Rahmen des Möglichen. Ich hätte es finanziell schon stemmen können. Jetzt weiß ich es nicht mehr.“ Bei den steigenden Preisen ist Felix froh, eine unbefristete Arbeitsstelle zu haben.
Die emotionale Mehrbelastung durch die Preissteigerung reiht sich für Felix in die seit Jahren anhaltenden und sich aufbauenden globalen Krisen ein. Die Inflation verstärkt das Weltuntergangsnarrativ, das aufgrund der Klimakrise, der Pandemie und der langsam bröckelnden Demokratien in einigen westlichen Staaten für Felix sehr präsent ist.
Felix teilt seine Sorgen mit Freund:innen und drückt auch seine Frustration aus: „Hätte die Politik mal früher und schneller auf erneuerbare Energien umgestellt, wie vor allem wir – die junge Generation – es seit Jahren fordern, dann wären wir jetzt gar nicht in der Situation.“
Für Felix wird jetzt sichtbar, wie schlecht die Energiepolitik der Bundesregierung in den letzten Jahren war. „Und die verheerenden Konsequenzen müssen wieder die Menschen ertragen, die vorher auch schon wenig Geld hatten“, kommentiert Felix frustriert.
Marita Fischer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen