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: „Bild und Ton direkt auf den Filmstreifen gekratzt“

Das B-Movie in Hamburg-St. Pauli wird 35 Jahre alt und feiert das mit einem Kurzfilmprogramm

Foto: privat

Anna Grabo

hat in Jena und Hamburg Film und Kunst studiert. Im B-Movie arbeitet sie seit 2013.

Interview Wilfried Hippen

taz: Frau Grabo, der 35. ist ja ein etwas schräger Geburtstag.

Anna Grabo: Ja, das stimmt!

Warum feiern Sie ihn trotzdem?

Wir haben eine besondere Zeit hinter uns. Die letzten beiden Jahre waren mit Lockdowns und ausgefallenen Filmreihen eine große Herausforderung. Alles hat sich verändert, und es hat ja auch gedauert, bis die Leute sich überhaupt wieder im Kino wohlfühlen konnten.

Noch eine schräge Idee: Sie feiern mit 35 Kurzfilmen im 35-mm-Format.

Unsere Freunde von der Kurzfilmagentur haben ja auch Geburtstag, und zwar ihren runden 30.; da haben wir gedacht, wir feiern zusammen, indem wir ausschließlich Filme aus ihrem Programm zeigen. Außerdem sind wir eines der wenigen Kinos in Hamburg, das noch analoge Filme in diesem Format abspielt. Jetzt zeigen wir ein Potpourri aus Kurzfilmen, die zwischen den späten 1980er- und frühen 2000er-Jahren gedreht wurden.

Wie groß ist dabei die Bandbreite?

Wir haben Filme ausgesucht, die zwischen 20 Minuten und einer knappen Minute lang sind. Sie kommen aus Australien, Neuseeland, Schweden, Finnland und Großbritannien. Aber viele wurden auch von Hamburger Fil­me­ma­che­r*in­nen gemacht, die zum Teil kommen und mitfeiern. Es gibt ja sogar Filme von Hamburger Ki­no­be­trei­be­r*in­nen wie Carsten Knoop und Dorit Kiesewetter vom Lichtmeß. Und von denen werden wir auch ein paar Schmankerl zeigen.

Also ein Festprogramm mit Klassikern und Lieblingsfilmen?

Ja, auch. Der älteste Film im Programm ist etwa ein interaktiver, bei dem das Publikum aufgefordert wird mitzumachen. Aber wir zeigen auch experimentelle Formate wie zum Beispiel einen, der ohne Kamera gemacht wurde.

Wie dann?

Die haben Bild und Ton direkt auf den Filmstreifen gekratzt.

Nun ist es ja schon erstaunlich, dass es ein unkommerzielles Kino wie das B-Movie nach 35 Jahren immer noch gibt. Wie ist das gelungen?

Jubiläums-Kurzfilmprogramm „35 Jahre – ­mm – ml“:Sa, 30. 7., 16, 18 + 20 Uhr, B-Movie, Hamburg. Der Eintritt ist frei

Das ist schon eine Sondersituation, weil wir keine hohe Miete zahlen müssen – das Haus gehört einer Genossenschaft. Und weil alle im Kollektiv ehrenamtlich arbeiten, müssen auch keine Gehälter gezahlt werden. Vor allem liegt es aber am Einsatz und Herzblut der einzelnen Mitglieder, dass der Laden läuft.

„Kollektiv“ klingt ja wie ein Wort aus einer anderen Zeit. Wie funktioniert das genau?

Wir sind um die 20 Personen, und alle Filmprogramme sowie alles, was wir sonst machen, wird von allen mitbestimmt. Auch die Arbeit, die anfällt, wird geteilt. Fast alle können Filme vorführen, aber auch den Tresen bewirtschaften.

Sind die Kol­lek­ti­vis­t*in­nen selbst dann auch ihre besten Kunden?

Natürlich spiegeln die Filme, die bei uns gezeigt werden, unsere Interessen und Leidenschaften. Aber man guckt anders hin, wenn man selbst vorführt oder den Abend organisiert. Da muss man auch andere Sachen im Blick haben, damit man etwa keinen Filmriss produziert.