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Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss, den der große Erfolg des 9-Euro-Tickets auf die Bewältigung von Corona hat.
Ich hatte gestern Abend die Gelegenheit, in einem komplett überfüllten RE von Rostock nach Berlin zu fahren. Meine Sitznachbarin und ich waren die einzigen im gesamten Obergeschoss des Wagens, die eine Maske trugen. Ich hoffe sehr, dass FFP2 in diesem rollenden Superspreader-Event gehalten hat, was es verspricht. Und ich wünsche allen anderen Mitreisenden Glück bei ihrem Beitrag zur Erlangung der Herdenimmunität rechtzeitig vor dem kommenden Winter.
"Berlin sollte das Billig-Ticket auf eigene Faust über August hinaus verlängern, fordert die Initiative Berlin autofrei."
Und wer zahlt das letztendlich? Ach ja, die anderen Bundesländer über den Bundesfinanzausgleich. Wie praktisch.
Das Ticket mag simpel und einfach sein, die Gegenfinanzierung wohl eher nicht. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass sich Herr Schulz darüber nicht weiter auslässt.
Wie wäre es mit "Eis für Alle"! Wäre genau so simpel.
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Zukunft des 9-Euro-Tickets: Ein Alleingang kann Sinn machen
Berlin sollte das Billig-Ticket auf eigene Faust über August hinaus verlängern, fordert die Initiative Berlin autofrei. Der Vorschlag hat seinen Reiz.
Wenn die Bahn billig ist, wird sie auch genutzt: Radtouristen in Berlin Foto: dpa
Ob man das 9-Euro-Ticket als Erfolg wertet oder nicht, hängt im Wesentlichen davon ab, was man als Ziel des Super-Duper-Sparpreises sieht. Fakt ist: Die Nachfrage ist enorm, bundesweit wurden allein im Juni mehr als 20 Millionen dieser Tickets verkauft.
Grund genug für die Initiative „Berlin autofrei“, mittels einer Online-Petition vom Land die Verlängerung des Angebots über August hinaus zu fordern. Die hiesigen Jugendorganisationen der Berliner Regierungsparteien SPD und Grüne unterstützen die Petition. Rund 2.500 Menschen haben bislang unterschrieben.
Berlin soll also im Alleingang das Ticket für den Bereich ABC verlängern – das wäre schlau, denn schon jetzt ist absehbar, dass sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bis Ende 2022 mit der Auswertung des Modellprojekts Zeit lassen wird. Und tatsächlich geht es aktuell vor allem darum, den Druck auf die Politik hochzuhalten, schnell eine Anschlusslösung zu erarbeiten, um den Schwung aus der Debatte um die Zukunft des ÖPNV zu nutzen. Dabei hilft jeder Vorschlag, der jetzt in den Ring geworfen wird, egal ob es sich um ein 9-Euro-, 29-Euro-, 69-Euro- oder 365-Euro-Ticket handelt.
Und natürlich käme es den Berliner Kund*innen entgegen, auch im Herbst besonders preiswert BVG und S-Bahn nutzen zu können – die übrigen Lebenshaltungskosten steigen sowieso schon dramatisch. Will sich Rot-Grün-Rot unabhängig vom Bund für jene Berliner*innen engagieren, die mangels Geld (oder auch aus anderen Gründen) kein Auto besitzen, wäre die Verlängerung des Tickets eine einfache, zielgerichtete und klimaschonende Lösung. Zumal ab Herbst auch viele Menschen, die derzeit Rad fahren, wieder mehr Busse und Bahnen nutzen.
Die besten Lösungen sind einfache Lösungen
Allerdings muss man aufpassen, dass der Alleingang Berlins wirklich nur von kurzer Dauer ist, sprich ein Nachfolger des bundesweiten Tickets auch bald kommt. Nicht nur, um Berlins Landeshaushalt zu schonen, sondern auch, weil ein wesentlicher Vorteil des Fahrscheins ist, dass er überall in Deutschland gilt, man sich also nicht mit den jeweiligen Besonderheiten der regionalen Verkehrsverbünde beschäftigen muss. Das Ticket ist simpel – und das sind bekanntlich die besten Lösungen.
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Kommentar von
Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
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