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10 Jahre Revolution in RojavaRevolutionäres Jubiläum

Am Dienstagabend zieht eine Demo durch Berlin-Wedding. Sie will die Erfolge der Revolution in Rojava feiern – und auf deren Bedrohung hinweisen.

Sind die Fahnen alle erlaubt, liebe Polizei? Foto: dpa | Christoph Soeder

Berlin taz | Am Dienstagabend will ein internationalistisches Bündnis unter dem Motto „10 Jahre Revolution in Rojava – Die Hoffnung auf eine andere Welt verteidigen“ durch den Wedding ziehen. Im Demo-Aufruf heißt es, Rojava sei ein „leuchtendes Beispiel des Freiheitskampfs“, der insbesondere wegen der dortigen Frauenrevolution „massiv attackiert“ werde. Darum gelte es zu kämpfen, vor allem „gegen die eigene Hoffnungslosigkeit“. Start ist um 19.30 Uhr am S-Bahnhof Humboldthain, von wo aus der Protestzug zum Nettelbeckplatz ziehen wird. Erwartet werden einige hundert Teilnehmende.

Rojava gilt in linken Kreisen als eines der wenigen erfolgreichen sozialrevolutionären Projekte. Sympathie erfährt es insbesondere wegen seines rätedemokratischen Systems und seines feministischen Selbstverständnisses. „Wir wollen am Dienstag nicht nur auf die Bedrohung der Revolution hinweisen, sondern sie als Antwort feiern, auf die wir uns auch in Berlin und Deutschland beziehen können“, sagte Marie Schneider von Woman Defend Rojava der taz. „Es wird auch ein Protest gegen Femizide sein, die in jedem Krieg eine zentrale Rolle spielen, die aber auch in Deutschland geschehen.“

Der 19. Juli datiere den Ausruf der kurdischen Selbstverwaltung in der Stadt Kobanê während des syrischen Bürgerkriegs und des Arabischen Frühlings, so Anton Müller vom Widerstandskomitee Berlin, das die Demo organisiert. Bereits am Sonntag hätten deshalb bis zu 1.000 Menschen auf dem Oranienplatz gefeiert; die Polizei sprach von bis zu 350 Personen. Heftig kritisiert wurde dort die Ankündigung des türkischen Präsidenten Recep Erdoğan, in Rojava einmarschieren zu wollen.

Revolution unter Beschuss

Die drohende Invasion ist auch zentrales Thema auf der Demo am Dienstag. „Wir fordern, dass die Vereinten Nationen eine Flugverbotszone über Nordsyrien errichten“, so Müller zur taz. Die Berliner Landesregierung forderte er auf, die türkische Invasion zu verurteilen. Helfen, Aufmerksamkeit zu generieren, könnten auch Städtepartnerschaften, wie sie bereits zum Beispiel zwischen Friedrichshain-Kreuzberg und der kurdischen Stadt Dêrik bestehen.

Ein weiteres Anliegen sei die zunehmende Repression gegenüber kurdischen Ak­ti­vis­t:in­nen, so Müller. „Auf dem Fest am Oranienplatz hat die Polizei das Zeigen von Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG/YPJ verboten“, sagte er. Solche Auflagen hätten sich in letzter Zeit gehäuft. Immer wieder argumentiert die Polizei, dass es sich bei den keineswegs verbotenen Fahnen um Ersatzsymbolik für die in Deutschland verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK handle. „Dabei sind YPG/YPJ und die PKK völlig getrennte Organisationen“, so Müller.

Wer nicht auf eine Demonstration gehen will, kann sich am Dienstag auch anders mit Rojava befassen. Um 20 Uhr überträgt das Hofkino am Friedrichshainer Franz-Mehring-Platz den Film „The Other Side of the River“ der Regisseurin Antonia Kilian. Der Film dreht sich um das Leben der 19-jährigen Hala, die das kurdische Minbic und ihre mit dem Islamischen Staat sympathisierende Familie verlässt, um in einer kurdischen Fraueneinheit zu kämpfen. Im Juni war der Film mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden.

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