: Mit Vorfahrt ans Wasser
Landwirtschaft und Industrie konkurrieren um knapper werdendes Wasser
Von Susanne Messmer
Einige Gemeinden in Brandenburg verbieten schon seit 2018 immer wieder Privathaushalten das Sprengen der Rasen und denken über Poolverbote nach. Der Wasserverband Strausberg-Erkner deckelt neuerdings den Wasserverbrauch für Neukunden auf 105 statt der durchschnittlichen 175 Liter pro Person. Im Verbandsgebiet sorgt der amerikanische Autohersteller Tesla für die größte Industrieansiedlung seit der Wende. Die neue Fabrik soll mal 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen. Die Leag in der Lausitz, die noch immer Braunkohle fördert, verbraucht allerdings mehr als 100 Millionen im Jahr.
In ganz Deutschland werden für Industrie und öffentliche Wasserversorgung jährlich je mehr als 5 Milliarden Kubikmeter entnommen. Im Vergleich dazu sind die Wasserentnahmen für die landwirtschaftliche Beregnung in Deutschland mit etwa 0,3 Milliarden bisher gering. Laut Aussage von Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde werden die Äcker in Brandenburg sogar weniger beregnet als in anderen Bundesländern, weil man auf den leichten Böden keine „beregnungswürdigen Kulturen“ anbauen könne.
Es sei in der Zeit, wieder über eine Neuauflage von Rieselfeldern nachzudenken, allerdings mit vorgeklärtem Wasser, anstatt dieses – wie in Deutschland üblich – in die Flüsse und damit ins Meer zu leiten. Es sei eine politische Entscheidung, der Landwirtschaft Vorrang vor der Industrie einzuräumen.
Allerdings gibt es durchaus Unterschiede zwischen durstigen Gemüsesorten wie Spargel, der mehr als 1.400 Liter pro Kilo verbraucht und Möhre, die sich pro Kilo mit 130 Litern begnügt. „Man wird am Ende nicht um Verteilungsalgorithmen herumkommen“, so Bloch.
Der Wald
Auch der Brandenburger Wald leidet unter der Dürre im Land. Die Ursache: Circa 70 Prozent des Waldes bestehen aus Kiefernmonokulturen. Und Kiefern gehören eigentlich eher in kühl-feuchte Klimabereiche. Sie bilden kaum Humus und legen auch im Winter keine Verdunstungspausen ein. Und Humus, so Agrarforscher Claas Nendel vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg, speichert Wasser und bindet CO2.
Der Waldumbau in Brandenburg hat längst begonnen, ist aber erstens teuer und zweitens eine Aufgabe für Generationen. Denn Mischwald muss nicht nur vor Verbiss durch Rotwild geschützt werden, er wächst auch unendlich langsam. Eine Eiche beispielsweise lässt sich schon mal 180 bis 300 Jahre Zeit, bis sie ausgewachsen ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen