Gipfel der Berliner Kältehife: Der nächste Winter wird noch härter

Politik und Verbände haben sich zu einem „Kältehilfegipfel“ getroffen. Im kommenden Winter soll die Koordination der Angebote besser werden.

Hände halten einen Becher mit Tee

Der Winter ist denkbar weit weg – aber er kommt Foto: dpa

BERLIN taz | Unter Leitung von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hat am Donnerstag zum ersten Mal ein sogenannter Kältehilfegipfel stattgefunden. Mehr als 40 Teilnehmende aus Senatsverwaltungen, Bezirken, der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der Koordinierungstelle der Berliner Kältehilfe berieten über die Perspektiven der Kältehilfe. Erklärtes Ziel ist es, die Angebote im Sinne des Masterplans zur Bekämpfung der Obdach- und Wohnungslosigkeit weiterzuentwickeln und zentral zu steuern.

Bei der Berliner Kältehilfe handelt es sich um ein deutschlandweit einmaliges Programm, das 1989 von Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden und dem Senat ins Leben gerufen wurde. Es bietet obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit unbürokratisch Übernachtungs-, Beratungs- und Versorgungsmöglichkeiten an. Kirchengemeinden, Vereine und Initiativen beteiligen sich mit eigenen Angeboten wie Beratungsstellen, Nachtcafés oder Suppenküchen. Damit schützt die Kältehilfe nicht nur vor dem Erfrieren, sondern ermöglicht auch Kontaktmöglichkeiten und Vertrauensaufbau.

Die nächste Kältesaison werde die Kältehilfe vor besondere Herausforderungen stellen, da höhere Kosten für Lebensmittel und Energie die Situation zusätzlich erschwerten, sagte Senatorin Kipping im Anschluss an den Gipfel. Aber nicht nur das: „Es besteht die Gefahr, dass wir auf eine weitere Coronawelle mit höheren Infektionszahlen zulaufen, es aber keine Schutzauflagen mehr gibt.“ Deshalb sei gegenseitige Verständigung besonders wichtig.

Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbands für das Erzbistum Berlin, sagte, es brauche schnelle Reaktionssysteme, um nachsteuern zu können, wenn sich neue Themen entwickelten, sowie verbindliche Kommunikation, um aktionsfähig zu sein. Beides habe man besprochen und vereinbart.

Kritisch sieht Kostka den Umgang mancher Bezirksämter mit EU-BürgerInnen. Diese würden trotz Anrechts auf Unterbringung in die Kältehilfe abgeschoben. Sie forderte „die Einhaltung der Rechtmaßstäbe und ein einheitliches politisches Vorgehen“. Auch Senatorin Kipping betonte, die Kältehilfe dürfe „kein Ausfallbürge für das sein, was im Hilfe- oder Regelsystem nicht funktioniert“.

„Noch keine Kehrtwende“

Arne Herz, CDU-Bezirkstadtrat für Bürgerdienste und Soziales in Charlottenburg-Wilmersdorf, bezeichnete die unzureichende Anzahl sowie die Finanzierung und Verstetigung von Kältehilfe-Plätzen als bekannte Probleme. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung sei man diesbezüglich aber auf „einem guten Weg“. Auch für die Akquise von Objekten habe es positive Signale von den Bezirken gegeben, fügte Jens Aldag von der Koordinierungsstelle der Kältehilfe hinzu. Insgesamt zog er keine allzu positive Bilanz: „Obwohl das Ziel die Zurückdrängung der Obdachlosigkeit ist, zeichnet sich noch keine Kehrtwende ab.“

Passend zu den am Wochenende erwarteten hohen Temperaturen wies die Senatorin Kipping darauf hin, dass es neben der Kälte- auch eine Hitzehilfe gebe. Auch extreme Hitze könne eine Belastung und Gefährdung für Obdachlose darstellen, auf der Straße fehlten Orte zum Rückzug und zum Kühlen. Daher betreibt der Verein Karuna auch eine Hitzehotline, die von nun an wieder unter 0157 – 80597870 erreichbar ist.

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