: Es geht hertha zur Sache
Die Mitgliederversammlung zeigt: Der Personalmangel beim Fußballbundesligist ist größer denn je
Dann war Fredi Bobic plötzlich doch schon weg. Nach einer Marathonsitzung in der Messehalle 20 war der Geschäftsführer von Hertha BSC kurz vor Ende der emotionalen Mitgliederversammlung von seinem Stuhl auf dem Podium hinter dem dicken Vorhang verschwunden. Mit seiner Rede hatte er zuvor viele Fans des Krisenclubs durch eine geschickte Mischung aus Schuldgeständnis und Aufbruchstimmung überzeugt. Der einleuchtende Tenor: Die Hertha steht nach der Bundesliga-Rettung weiterhin vor wegweisenden Wochen. Gesucht werden immer noch ein Trainer und ein neuer Präsident.
Wann also kommt Sandro Schwarz? Eigentlich ist es in Berlin längst Gewissheit, dass der ehemalige Mainzer nach seinem Abschied von Dynamo Moskau bei der Hertha schon bald als neuer Chefcoach vorgestellt wird. Auf die konkrete Fan-Frage blockte Bobic am Sonntag aber noch. „Mein Job ist es, in Ruhe meine Arbeit zu machen und mich mit dem Präsidium abzusprechen“, sagte der Geschäftsführer. Kein Dementi also, immerhin.
Und doch ist das Rumoren an der Hertha-Basis vernehmbar. Schwarz? Ist das der Typ, der die jahrelange Krise beendet. „Schon wieder keiner, der etwas gewonnen hat“, mäkelte ein Fan. Die Vita des 43-Jährigen beschränkt sich auf seine beiden Jahre bei Mainz 05 und die Zeit in Moskau. Bei beiden Vereinen wird der ehemalige Profi aber weiterhin für seine Arbeit geschätzt.
Fredi Bobic hat schon gesagt, was er erwartet: „Persönlichkeit und Feuer für die Hertha“, sagte der Geschäftsführer. „Ich möchte einen aggressiven Fußball sehen, nach vorne gerichtet, nicht nach hinten. Unser Fußball war von Passivität gezeichnet.“ Dafür könnte Schwarz tatsächlich stehen, sofern ihm Bobic bei mittlerweile klammer Kasse eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenbaut und -kauft.
Bleibt die Präsidentensuche: Werner Gegenbauer ist weg. Thorsten Manske ist weg. Innerhalb weniger Tage hat sich die langjährige Führungsriege von Hertha selbst dezimiert. Durch die Rücktritte von Präsident und dessen Vize wird nun innerhalb von zwei Wochen ein neues Führungsduo gesucht.
Immerhin: Das weitere Prozedere ist jetzt klar. Bis zum 12. Juni wird der Aufsichtsrat die Tauglichkeit möglicher Bewerber prüfen. Dann wird am 26. Juni bei einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt. (dpa)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen