: Russischer Sturm auf Mariupol
Beide Seiten bestätigten schwere Gefechte um Stahlwerk. Zuvor konnten 127 Zivilisten evakuiert werden
Russische Truppen haben am Dienstag erneut mit einem Sturm auf das seit Wochen belagerte Stahlwerk Azovstal in Mariupol begonnen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte laut russischen Nachrichtenagenturen, „Einheiten der russischen Armee und der Volksrepublik Donezk“ hätten „mit Artillerie und Flugzeugen“ begonnen, „Gefechtsstellungen“ ukrainischer Truppen zu zerstören.
Auf ukrainischer Seite erklärte Swjatoslaw Palamar, stellvertretender Kommandeur des Asow-Regiments, dem Nachrichtenportal Ukrainska Prawda: „Wir sind die ganze Nacht lang bombardiert worden […], zwei Frauen wurden getötet, gerade läuft ein Angriff auf das Asow-Stahlwerk.“ Palamar forderte vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „entschlossenes Handeln, da die Lage sehr schwierig ist“.
Das Werk ist der letzte Rückzugsort der ukrainischen Einheiten in Mariupol. Die südukrainische Stadt ist ansonsten unter russischer Kontrolle und weitgehend zerstört. Insgesamt sollen noch 100.000 von ursprünglich mehr als 400.000 Einwohnern in der Stadt sein. Die Ukraine schätzt die Zahl der seit Beginn der Belagerung gestorbenen Menschen in Mariupol auf mindestens 20.000. Im Stahlwerk, einem riesigen Komplex mit weitläufigen Bunkeranlagen, haben sich ukrainische Kämpfer verschanzt, zudem sollen dort noch etwa 200 Zivilisten ausharren. Die Menschen haben kaum Wasser und Nahrung, viele benötigen zudem medizinische Hilfe.
Am Wochenende waren 127 Zivilisten in einer gemeinsamen Aktion der beiden Kriegsparteien, der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) aus dem Stahlwerk evakuiert worden. Eine weitere geplante Evakuierungsaktion am Montag scheiterte jedoch, da die Waffen nicht schwiegen und die Evakuierungsbusse Mariupol nicht erreichten. Die 127 Evakuierten sind mittlerweile in einem Aufnahmezentrum in der Stadt Saporischschja im ukrainischen Regierungsgebiet empfangen worden, teilte die WHO am Dienstag mit. Das IKRK erklärte, die gesamte Aktion habe fünf Tage gedauert, und es bedauerte, dass nicht mehr Zivilisten gerettet werden konnten. „Ähnliche Vereinbarungen sind dringend nötig, um das immense Leid der in den Kampfhandlungen festsitzenden Zivilisten zu lindern“, sagte Pascal Hundt, IKRK-Delegationsleiter in der Ukraine. (afp, rtr, dpa, taz)
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