lei­bes­übun­g*in­nen
: Nur fünf Gegentore

In der Champions League musste der VfL Wolfsburg erleben, was er selbst in der Frauenbundesliga anrichtet

Anfang April hat der VfL Wolfsburg die Kickerinnen von Bayern München mit einem 6:0-Heimsieg gedemütigt. Ungewöhnlich daran war nur, dass es ausnahmsweise die Bayern-Spielerinnen waren, die bedröppelt vom Platz schleichen mussten. Sonst pflegen nämlich beide, VfL und FCB, den Rest der Frauenbundesliga an die Wand zu spielen. 4:1-Sieg in Frankfurt, 3:0 zu Hause über Hoffenheim, 5:1-Sieg in Köln, 4:1 zu Hause gegen Freiburg. So stiefelt der VfL Wolfsburg durch die Liga. Durch die Bundesliga, nicht die der Champions.

Da hat sich der VfL Wolfsburg zwar ins Halbfinale der Champions League vorgearbeitet, aber am Freitagabend musste das Team einmal das erleben, was es sonst Mannschaften des SV Sand oder des Carl-Zeiss Jena antut: Klatsche. 1:5. Mitleid.

Vielleicht lag es an den über 90.000 Zuschauern, die es in der Meisterschaft, die auf den vom Sponsor vorgegebenen bescheuerten Namen „Flyeralarm Frauen-Bundesliga“ lautet, nur zu einem Neunzigstel gibt: Weniger als 1.000 Fans pflegen hier die Arenen aufzusuchen.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass Spitzensport ein Umfeld braucht, das es in den hiesigen Frauen-Anhängseln der Männer-Proficlubs nur schwerer findet. Jedenfalls konnte der VfL Wolfsburg bei dem 1:5 in Camp Nou von Barcelona froh sein, mit Almuth Schult eine Akteurin dabei zu haben, die auf die ganz große Bühne des Frauenfußballs passt: Einmal war sie gar Welttorhüterin des Jahres.

Nach dieser Saison, die vermutlich mit der wiederholten Meisterschaft der Wolfsburgerinnen endet, aber ebenso vermutlich kaum mit dem Champions-League-Erfolg, wechselt Schult in die USA, zum Angel City FC in Los Angeles. Dass der Frauenfußball in den USA eine ganz andere Geschichte hat als der hiesige, ist bekannt. Entsprechend anders ist das gesellschaftliche Standing. Sportliche Spitzenleistung wird hier anders, nämlich besser gewürdigt. Zudem sorgt gerade das höhere Sozialrenommee dafür, dass mehr Talente in diesen Sport drängen und dass dort die Konkurrenz ein höheres Leistungsniveau kreiert.

Dass eine Liga schwach ist, merkt man auch daran, dass ein oder zwei Vereine die anderen immer beherrschen. So ist es in der hiesigen Bundesliga. Potsdam, Hoffenheim und Frankfurt können halbwegs mithalten, der Rest tritt alljährlich als potenzieller Absteiger an. Schön ist immerhin, dass Bayern München nicht alles alleine dominiert. (mak)