Trinkt mehr Abwasser!

Das 25. Berliner Stadtgespräch widmete sich am Montag den Herausforderungen des Wassersparens in der Klimakrise

Von Claudius Prößer

Den Scherz konnte er sich nicht verkneifen: „Wir haben mit der Berliner Regenwasseragentur gesprochen, und die haben es möglich gemacht, dass es nach sechs Wochen endlich mal wieder regnet“, so Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB) und Moderator des 25. Stadtgesprächs der Stiftung Zukunft Berlin im Holzmarkt. Rund 100 BesucherInnen verfolgten am Montagabend Vorträge und beteiligten sich an Workshops zum Thema „Der Masterplan Wasser in der Klimakrise“.

Ein zentraler Punkt des Abends klang zu Unrecht trivial: „Hilft Wassersparen?“ Schließlich gilt es, den wachsenden Bedarf der BerlinerInnen an Trinkwasser zu befriedrigen, ohne dass an anderer Stelle ökologische Schäden entstehen, etwa durch fallende Grundwasserpegel oder Dürreschäden an Straßenbäumen.

Ein Planungsinstrument hat die Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz mit dem Masterplan Wasser bereits. Frauke Bathe von der Abteilung „Integrativer Umweltschutz“ stellte ihn als Work in Progress vor, das auch erst einmal klären muss, wie sich der Wasserbedarf entwickeln wird, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Bathe erläuterte mögliche Szenarien und stellte klar, dass etwa die Auswirkungen des Klimawandels hier uneindeutig sind: Zwar sei damit zu rechnen, dass „vielleicht ein bisschen mehr Regen im Winter und etwas weniger im Sommer fällt“, insgesamt mache die Wissenschaft aber noch ein „großes Fragezeichen“. Auch die Auswirkungen der Tagebau-Stilllegung in der Lausitz sei relativ unklar. Unzweifelhaft hingegen: Eine wachsende Stadtbevölkerung benötigt mehr Trinkwasser.

Bathes Fazit: „Gereinigte Abwässer aus den Klärwerken stellen zunehmend eine wichtige Trinkwasserrssource dar“ – ob uns das schmeckt oder nicht. Im übertragenen Sinne natürlich: Da künftig alle Klärwerke deutlich mehr Stoffe herausfiltern werden als heute, dürfte ein steigender „Abwasseranteil“ im Glas die hohe Qualität des Berliner Trinkwassers nicht verändern. Aber auch ein deutlich ausgebautes Regenwassermanagement (für das es die erwähnte Agentur gibt) könnte dazu beitragen, das an einigen Stellen der Stadt absinkende Grundwasser zu stabiliseren.

Der Vortrag von Jens Burgschweiger (BWB) überraschte mit der Erkenntnis, dass der Wasserverbrauch in der Region im Jahr 2016 bei weniger als der Hälfte von 1990 lag. Dazu trug vor allem die Modernisierung vieler Heizkraftwerke bei, die früher viel größere Mengen in Form gewaltiger Wolken verschleuderten. Auch in den Haushalte sorgten etwa sparsamere Armaturen für geringeren Verbrauch. Seit 2011 steigt der Trinkwasserverbrauch aber wieder an.

Erwin Nolde vom „Berliner Wassertisch“ monierte, dass die Wasserbetriebe, die noch in den 1980er Jahren unter dem Motto „Jeder Tropfen zählt“ regelmäßig zum Wassersparen aufriefen, längst diesen Impetus verloren hätten: „Weil sie dazu verdammt sind, Gewinne zu erwirtschaften.“