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„Die Alternative ist, die Menschen sterben zu lassen“

Wie der Hamburger HilfskonvoiGeflüchtete aus der Ukraine mit Hilfsgütern unterstützt, erklärt die Vereinsvorsitzende Franziska Schubert

Foto: privat

Franziska Schubert

50, ist zweite Vorsitzende des 2016 gegründeten Vereins Hamburger Hilfskonvois.

Von Eiken Bruhn

taz: Frau Schubert, wie helfen Sie geflüchteten Ukrainer:innen?

Franziska Schubert: Wir sind von einer niederländischen Hilfsorganisation, die in Polen eine Dependance hat, gefragt worden, ob wir Hygieneartikel und Lebensmittel transportieren können. Etwa 80 Kilometer hinter Frankfurt an der Oder sind bisher 17 Frauen und 50 Kinder in einem leer stehenden Schloss untergekommen, dort fahren wir jetzt voraussichtlich am Freitag hin, mit zwei Lkw, die mit etwa sieben Tonnen beladen werden. Es kann sein, dass wir auch noch mit Pkw fahren werden, um Menschen nach Deutschland zu bringen, das geschieht bereits, aber das klärt sich diese Woche erst noch. Die Hilfsorganisation läuft ja gerade erst an.

Sie bringen sonst Hilfsgüter nach Griechenland in die Geflüchteten-Lager, richtig?

Ja, damit hat es 2016 angefangen. Damals sind wir auch noch selbst gefahren, so wie jetzt nach Polen. Mittlerweile beauftragen wir Speditionen, das ist effektiver.

Woher wissen Sie, was gebraucht wird?

Von unseren Kooperationspartnern vor Ort. Wenn die sagen, wir brauchen jetzt Winterjacken, weil die Menschen bei Minusgraden im Zelt schlafen, dann organisieren wir die.

Wie?

Wir bitten zum einen um Sachspenden, zum anderen sprechen wir aber auch Unternehmen an, mit denen wir in den letzten Jahren zusammengearbeitet haben. Es gibt in der Textil­industrie eine große Überproduktion, daraus bekommen wir Spenden. In anderen Fällen kaufen wir aber auch ein, entweder vor Ort oder hier. In Griechenland zum Beispiel sind Hygieneartikel vier Mal so teuer wie hier, haben wir festgestellt, daher besorgen wir die hier.

Das heißt, Sie gehen in den Laden und decken sich ein?

Nein, in der Regel werden wir auch da von Unternehmen unterstützt, zum Beispiel von Drogerieketten, die auch auf uns zukommen, wenn sie spenden wollen. Das ist jetzt gerade der Fall. Viel besorgen wir auch über Restpostenplattformen.

Sind Sie vernetzt mit anderen deutschen Hilfsorganisationen?

Ja, es gibt etwa 30, 40 Organisationen wie uns, mit denen wir gerade einen zivilen Krisenstab einberufen, damit die Hilfe koordiniert wird und nicht zum Beispiel alle an die polnische Grenze fahren, sondern auch an andere Grenzen wie die nach Ungarn und manche in die Ukraine. Wir bereiten uns gerade auch darauf vor, die Infrastruktur der Geflüchtetenhilfe wiederzubeleben, die seit 2015 und 2016 aufgebaut wurde.

Übernehmen Sie damit Aufgaben des Staates und entlasten ihn so?

Die Frage stellen wir uns auch immer wieder. Aber die Alternative ist, die Menschen sterben zu lassen. Das sag ich nicht einfach so, darauf läuft es einfach hinaus, wenn Menschen ohne Essen und Hygiene auskommen müssen und im Winter in Zelten schlafen. Und ich denke auch, dass wir wichtig sind, um die Zivilgesellschaft hier immer wieder daran zu erinnern, dass die Menschen in den Krisenregionen Hilfe brauchen, auch wenn sie nicht mehr jeden Abend in der „Tagesschau“ zu sehen sind.

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