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Zwischen den Fronten

Der Bürgerkrieg in Südwestkamerun macht auch Jour­na­lis­t:in­nen zu Opfern von Verfolgung und Gewalt

Von Rev. Geraldine Fobang,Buea, Westkamerun

Ich bin Pastorin der Presbyterianischen Kirche in Kamerun (PCC) und Journalistin. Seit über sieben Jahren arbei­te ich als Sendermanagerin des Christian Broadcasting Service Radio FM 95.3 der PCC, in der Provinzhauptstadt Buea. Unser Sendegebiet ist die kame­runische Provinz Südwest. Wir sind der einzige Radiosender, der hier 24 Stunden am Tag sendet. Ich bin zudem Regionalkoordinatorin des Kameruner Community Media Network, einem Zusammenschluss nichtstaatlicher Medien.

Der Südwesten ist eine der beiden englischsprachigen Regionen Kameruns. Hier eskalierte 2017 der Konflikt zwischen den Separatisten und der kame­runischen Regierung. Auslöser war, dass die Regierung berech­tigte Forderungen von Leh­re­r:in­nen und An­wäl­t:in­nen nach dem Erhalt des angelsächsischen Bildungs- und Rechtssystems abgelehnt hatte. Die Regie­rung reagierte stattdessen mit Gewalt, Protestierende wurden geschlagen, misshandelt und verhaftetet. Dies machte die Bevölkerung wütend, sie stellte sich auf die Seite der Leh­re­r:in­nen und Anwält:innen. Demonstrationen stießen auf den heftigen Widerstand des Militärs, das Tränengas, Wasserwerfer und schließlich auch scharfe Munition einsetzte. So eskalierte die Gewalt. Seitdem wurden nach internationalen Schätzungen mindestens 4.000 Menschen getötet, etwa 760.000 vertrieben und 800.000 Kinder können nicht zur Schule gehen.

Diese anhaltende Gewalt durch staatliche Stellen und bewaffnete Separatistengruppen hat zu einer stetigen Einschränkung der Presse- und Informationsfreiheit in der Region geführt. Als Jour­na­lis­t:in­nen sind wir von dieser Krise in vielerlei Hinsicht besonders betroffen.

Eine Folge sind schwere Sicherheitsprobleme. Es gibt sehr unsichere Gebiete, aus denen wir nicht berichten können, weil es dort regelmäßig zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem staatlichen Militär und den Separatisten kommt. Sich dort aufzuhalten, ist ein großes Risiko. Viele Menschen werden Opfer „verirr­ter Kugeln“. Wer aus dem Einflussbereich einer der Konfliktparteien berich­tet, setzt sich gleichzeitig der Gefahr aus, von der Gegenseite als Anhänger des Feindes betrachtet und später entsprechend behandelt zu werden. Wir befinden uns deshalb zwischen den Fronten.

Der Terrorismus-begriff wird missbraucht, um gegen die Pressefreiheit vorzugehen

Jour­na­lis­t:in­nen werden Opfer von Entführungen durch Separatisten oder willkürlichen Verhaftungen durch Regierungstruppen. Wenn ein Bericht die Ideologien der jeweiligen Seite nicht unterstützt oder propa­giert, ist der oder die Re­por­te­r:in deshalb in Gefahr.

Entgegen den völkerrecht­lichen Normen, die den Einsatz von Militärgerichten und Tribunalen für Zivilisten einschränken, wurden mehrere anglofone Jour­na­lis­t:in­nen vor Militärgerichte gestellt. Dort wurden sie des Terrorismus, der „Sezession“, des Aufruhrs oder der „Feindseligkeit gegen den Staat“ beschuldigt. Der Kollege Samuel Wazizi etwa starb in der Haft, sein Leichnam wurde bis heute nicht an seine Familie zurückgegeben. Der Begriff des Terrorismus wird in Kamerun von der Regierung missbraucht, um gegen die Pressefreiheit vorzugehen. Dies hat Jour­na­lis­t:in­nen natürlich in Angst versetzt. Sie scheuen sich, über die Menschenrechts­verletzungen zu berichten. Hinzu kommt die Verweigerung von Informationen durch staatliche Stellen. Journalisten, die in den Kriegsgebieten arbeiten, machen immer wieder die Erfahrung, dass die Behörden sich weigern, ihnen Informationen zu geben. So können sie kaum berichten, ihre Arbeit wird erheb­lich erschwert. Die Presse wird so unterdrückt. Schließlich gibt es die wirtschaftliche Dimension. Die Gehälter, die schon vor der Krise niedrig waren, sind seither weiter gesunken. Viele Medien mussten schließen, andere wurden nieder­gebrannt und Eigentümer haben ihre Mit­arbeiter entlassen.

Der Krieg hat in dieser Zeit sein Gesicht verändert. Er ist nicht immer gleich. Morgen wird er anders als heute sein. Auch die Gefahren im Alltag für uns verändern sich stetig. Das Leben hier wird für viele Jahre ein anderes bleiben. Und während die Krise weiter wütet, sind sich die kamerunische Regierung und die südkame­runischen Aktivisten weiterhin uneinig darüber, wie die Waffen zum Schweigen gebracht werden können und Frieden wieder­hergestellt werden kann.

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