Spitzentreffen zum Pankower Tor: Kröte nicht in trockenen Tüchern

In dieser Woche treffen sich Bausenator Geisel und Umweltsenatorin Jarasch mit Investor Kurt Krieger. Ein Thema dabei ist die geschützte Kreuzkröte.

Eine Kröte spiegelt sich im Wasser

Braucht feuchte, aber auch trockene Standorte: die Kreuzkröte Foto: imago

BERLIN taz | Vor dem Spitzentreffen des Senats mit Investor Kurt Krieger versuchen die beteiligten Senatsverwaltungen den Ball flach zu halten. „Grundsätzlich ist der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen daran gelegen, dass Wohnungsbauprojekte gut, zügig und ohne Probleme geplant und entwickelt werden“, sagte Martin Pallgen, Sprecher von Bausenator Andreas Geisel (SPD), der taz.

Ob es in der kommenden Woche einen Termin mit Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Investor Kurt Krieger zum Bauvorhaben am Pankower Tor gebe, ließ Pallgen offen. „Wir diskutieren den Terminkalender des Senators nicht öffentlich.“

Jaraschs Sprecher Jan Thomsen bestätigte dagegen ein Treffen nächste Woche, an dem neben Jarasch, Geisel und Krieger auch die zuständige Stadtentwicklungsstadträtin in Pankow, Rona Tietje (SPD) dabei sein werde. Geplant ist laut Thomsen ein „Austausch zu verschiedenen Themen, für die noch Lösungen zu suchen sind“. Unter anderem werde dabei auch über die auf dem Gelände befindliche Population der Kreuzkröte gesprochen.

Bei einer Online-Diskussion über den Masterplan des Bauvorhabens auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf hatte Krieger ein „Gipfeltreffen“ zur Kreuzkröte angekündigt. „Frau Giffey muss ein Machtwort sprechen“, hatte Krieger gefordert. „Möge sie mit der Faust auf den Tisch hauen.“

Fall liegt beim Gericht

Offenbar geht Krieger also nicht mit großen Erwartungen in das Treffen mit Geisel, Jarasch und Tietje, sonst würde er kein Machtwort von Giffey fordern müssen. Tatsachlich aber kann der Konflikt um die Kreuzkröte derzeit weder von den zuständigen Senatoren, noch vom Bezirk oder der Regierenden Bürgermeisterin abgeräumt werden.

Denn der Fall um die geplante Umsiedlung der 600 Tiere umfassenden Population ist derzeit noch ein Fall für die Gerichte, sagt die zuständige Naturschutzreferentin des Berliner Naturschutzbundes Nabu, Juliana Schlaberg, der taz. Dennoch schaut auch Schlaberg mit Spannung auf das Treffen des Senats mit Krieger: „Wir würden uns von Herrn Geisel und Frau Jarasch wünschen, nicht auf die Interessen des Investors einzugehen.“

Kriegers Interesse wurde von ihm selbst bei der Präsentation des Masterplans am Mittwoch formuliert. Er sprach von zwei Flächen in Brandenburg, auf die die Kreuzkröten umgesiedelt werden könnten. „Die Brandenburger sind bereit, die Kreuzkröte aufzunehmen“, betonte Krieger.

Aber sind auch die Kreuzkröten bereit? „Die Anforderungen an einen Standort sind hoch“, sagt Schlaberg. „Es muss feuchte Senken geben und gleichzeitig muss der Standort trocken sein.“ Laut Schlaberg müssten die beiden Flächen, die Krieger vorschlägt, erst noch auf ihre Eignung geprüft werden. Ein konkretes Umsiedlungskonzept, das auch vom Brandenburger Landesamt für Umwelt geprüft worden sei, liege noch nicht vor. Vermutlich werde Krieger deshalb beim Termin mit Geisel und Jarasch aufs Tempo drücken, um ein solches Konzept zu forcieren. „Herr Krieger versucht alles, die Kreuzkröte möglichst schnell umzusiedeln“, so Schlaberg.

Fünf Hektar sollen frei bleiben

Der Nabu dagegen bezweifelt den Erfolg einer Umsiedlung. Gegen eine 2021 von Jaraschs Vorgängerin Regine Günther vorgenommene Einstufung der Umsiedlung als „im zwingenden öffentlichen Interesse liegend“ und „alternativlos“ hat der Verband eine Klage eingereicht, deren Urteil noch aussteht. Zuletzt war die Kreuzkröte in der Roten Liste hochgestuft worden, sie gilt nun als „stark gefährdet“.

Schlaberg betonte im Gespräch mit der taz, dass es dem Nabu nicht darum gehe, das gesamte Bauprojekt zu kippen. Ziel sei es vielmehr, eine sogenannte Spiegelpopulation auf dem ehemaligen Güterbahnhof zu behalten. „Das heißt, ein Teil bleibt, und ein Teil wird umgesiedelt“, erklärt sie. Scheitere die Umsiedlung, sichere die Population auf dem Pankower Tor den Bestand. Fünf Hektar Fläche sollen deshalb von der Bebauung ausgenommen werden. Es ist genau die Fläche, auf der Krieger seinen Möbelmarkt bauen will.

Wie Krieger fordert auch der Nabu inzwischen ein „Gipfeltreffen“. „Wir bereiten gerade eine Einladung an Herrn Geisel und Frau Jarasch vor, um ihnen die Perspektive des Naturschutzes zu erklären“, kündigt Nabu-Referentin Schlaberg an.

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