Sechster Zweitligasieg in Folge: Dank an den Mann vom Amt
Werder Bremen hat seinen Tiefpunkt überwunden. Der neue Trainer Ole Werner lässt Leistungsträger mitentscheiden und führt das Team von Sieg zu Sieg.
Elf Wochen später erscheint dieser Moment allerdings als Wendepunkt zum Guten – und nicht wenige Fans bedanken sich innerlich bei dem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, der den Impfbetrug entdeckte.
Denn seit Ole Werner, der mit Holstein Kiel den Aufstieg in der vergangenen Saison knapp verpasste, auf der Trainerbank sitzt, haben die Grün-Weißen sechsmal in Folge gewonnen und belegen nach dem 2:1-Sieg gegen den Karlsruher SC am Samstag punktgleich mit dem FC St. Pauli den dritten Tabellenplatz. In der Stadt macht sich wieder Aufstiegshoffnung breit, obwohl das Wort im Klub selbst immer noch auf dem Index steht.
Der Anteil von Ole Werner am Stimmungsumschwung geht über die achtzehn Punkte, die das Team unter seiner Leitung eingefahren hat, hinaus. Seine ruhige, unaufgeregte Art passe zur Stadt und tue der Mannschaft nach den Turbulenzen der letzten Monate gut, so der allgemeine Tenor.
Was das konkret bedeutet, wurde beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC vor allem in der Phase deutlich, als die Gäste nach dem überraschenden Ausgleich in der 59. Minute – Marvin Ducksch hatte die Bremer acht Minuten vorher verdient in Führung gebracht – plötzlich die Oberhand gewannen.
Ole Werner lässt seinen Spielern Verantwortung
Während die meisten Trainer darauf wohl mit hektischer Betriebsamkeit reagiert und ihre Mannschaft von der Seitenlinie verstärkt gecoacht hätten, sah man von Werner minutenlang erst mal nichts. Er gab den Spielern auf dem Platz die Möglichkeit, selbst nach Lösungen für die Situation zu suchen und bereitete auf der Bank in aller Ruhe die Wechsel vor, mit denen er sie dabei unterstützen konnte.
Als Erstes brachte er nicht etwa eine neue Offensivkraft, sondern wechselte auf der rechten Außenbahn für den müde gewordenen Mitchell Weise den frischen Manuel Mbom ein. Dass der dann prompt mit einer feinen Flanke den Siegtreffer von Anthony Jung vorbereitete, konnte Werner natürlich nicht vorhersehen. Dennoch steht dieser Wechsel für Werners Art, Einfluss zu nehmen. Er bombardiert die Spieler nicht mit gut gemeinten Anweisungen und Anfeuerungen, sondern sucht nach den Stellschrauben, die das bestehende System stärken.
„Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft da abzuholen, wo sie gerade ist', sagte er Anfang des Jahres im Interview bei Sky. „Ich versuche der Mannschaft möglichst viele klare Handlungsoptionen mitzugeben – aber es darf kein Korsett sein.'‘ Im Gegensatz dazu hatte sein Vorgänger lange versucht, die Mannschaft in ein Spielsystem zu pressen, das nicht zu ihr passte.
Neben seinem Gespür für die Qualitäten des Kaders hatte der Trainer bislang allerdings auch das Glück, dass Leistungsträger wie Ömer Toprak, Niclas Füllkrug und Leonardo Bittencourt von Verletzungen verschont geblieben sind. Die braucht er, um seine Vorstellungen von Mannschaftsführung umzusetzen. „Wir haben viele Spieler mit einer Menge Erfahrung und denen ist klar, dass ich Raum dafür lasse, dass sie sich auf ihre eigene Art und Weise auf und neben dem Platz einbringen“, sagt Werner.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!