: Verspannte Infrastruktur
Die Personallage der kritischen Infrastruktur in der Omikron-Welle ist angespannt. Trotzdem funktionieren die meisten Bereiche uneingeschränkt
Von David Muschenich
In manchen Einrichtungen der kritischen Infrastruktur sind aktuell deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als gewöhnlich – Omikron macht sich bemerkbar. Aber die meisten Betriebe können bisher uneingeschränkt arbeiten. Wie das verantwortliche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe der taz mitteilte, sei eine „Funktionseinschränkung lediglich im Gesundheitssektor zu beobachten“.
Als kritische Infrastruktur gelten Dienstleistungen, die für das alltägliche Leben in Deutschland unverzichtbar sind. Damit sind das Notfall- und Rettungswesen wie die Feuerwehr oder Polizei gemeint, der Verkehr, die Energieversorgung und eben das Gesundheitswesen.
Schon in der vergangenen Woche meldeten Berliner Krankenhäuser, dass immer mehr Mitarbeiter*innen in Isolation oder Quarantäne müssten. Die 7-Tage-Inzidenz in Berlin lag zu dem Zeitpunkt schon über 1.000 und ist seither weiter gestiegen. Selbst wenn die Mitarbeiter*innen selbst nicht schwer erkranken, verschärft ihr Fehlen für kurze Zeit die Personalsituation.
Auch in Baden-Württemberg, wo der Inzidenzwert im Vergleich nur etwa halb so hoch liegt, steigen die Personalausfälle. Im Uniklinikum Freiburg im Breisgau blieben sie zwar „in einem gut zu kompensierenden Maß“, berichtet ein Sprecher. Trotzdem bereite sich die Klinik vor und halte Doppelstrukturen zum Beispiel beim Patient*innentransport vor, um Personalausfälle auszugleichen. Damit habe die Klinik Erfahrung. Schon vor der Pandemie sei das Personal durch einzelne Influenzawellen eingeschränkt worden.
Andere Bereiche der kritischen Infrastruktur benötigen bisher keine zusätzlichen Vorbereitungen auf die Omikron-Welle. Das berichtet beispielsweise Gerd Zimmermann, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands in Baden-Württemberg. Seit Beginn der Pandemie habe die Feuerwehr viele Anstrengungen unternommen, um das Infektionsgeschehen zu minimieren. Die Feuerwehr sei uneingeschränkt einsatzfähig. „Uns ist kein Fall bekannt, in dem die Sicherstellung des Brandschutzes in einer Kommune nicht gewährleistet war“, bekräftigt Zimmermann.
Ähnlich klingt es beim Bremer Strom- und Trinkwasserversorger Wesernetz. Sie seien gut vorbereitet und bisher sei auch die Personalsituation stabil. Die Bremer Verkehrsbetriebe müssen hingegen auf etwa zwanzig Prozent ihrer Mitarbeiter*innen verzichten. Nicht nur wegen Corona: Manche seien einfach im Urlaub, andere seien nur erkältet. Für die Jahreszeit sei das nicht Ungewöhnliches – aber in diesem Jahr seien es deutlich mehr Ausfälle, sagt ein Sprecher. „Seit Weihnachten fahren wir im Ferienbetrieb.“ Der geschmälerte Fahrplan bedeute für Kund*innen weniger spontanen Ausfall und sei besser planbar.
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe reduzierten an diesem Montag ihr Angebot um 4,8 Prozent: Einige Buslinien fahren seltener. Aber das sei nur eine vorausschauende Maßnahme. Wie viel Personal fehle, wollte die BVG nicht sagen.
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