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Inflation steigt auf Rekordniveau

ExpertInnen rechnen vorerst weiter nicht mit nachlassenden Preisen

Die Inflation steigt auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren an – und wird ExpertInnen zufolge auch, anders als lange erwartet, in den kommenden Monaten wenig nachlassen. Im Schnitt des vergangenen Jahres erhöhten sich laut endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Mittwoch die Verbraucherpreise um 3,1 Prozent. Ein stärkerer Anstieg der Inflation für ein Jahr war zuletzt in Deutschland 1993 mit 4,5 Prozent gemessen worden. Im Corona-Krisenjahr 2020 lag die Teuerungsrate noch bei 0,5 Prozent. Viele Ökonomen rechnen angesichts von Lieferengpässen und vergleichsweise hohen Energiepreisen auch in diesem Jahr im Schnitt mit einer 3 vor dem Komma.

Angeheizt wurde die Teuerung im vergangenen Jahr vor allem von rasant gestiegenen Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Coronakrise 2020. Energieprodukte verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 10,4 Prozent, nach einem Rückgang um 4,8 Prozent im Jahr 2020. Vor allem für Heizöl (41,8 Prozent) und Kraftstoffe (22,6 Prozent) mussten Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Hinzu kamen die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung, Lieferengpässe sowie die Anfang Januar erhöhte CO2-Abgabe.

Mit den Inflationszahlen steigt der Druck auf die Ampelkoalition, einen stärkeren Ausgleich für sozial Schwächere vor allem wegen der stark gestiegenen Energiepreise zu schaffen. Bislang plant die Bundesregierung, die EEG-Umlage ab 2023 abzuschaffen. Kurzfristig sollen zudem über 700.000 Haushalte einen einmaligen Heizkostenzuschuss von mindestens 135 Euro erhalten.

Allein im Dezember stiegen die Verbraucherpreise laut den Statistikern im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,3 Prozent – den höchsten Stand des vergangenen Jahres. „Damit dürfte der Höhepunkt der deutschen Inflation nun überschritten sein“, meinte Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Auch wenn der Mehrwertsteuereffekt in diesem Jahr entfällt, erwarten viele Ökonomen keine rasche Entspannung. Sie verweisen unter anderem auf Lieferengpässe, die Herstellungskosten erhöhen. Auch zeigte die Preiskurve beim Erdöl zuletzt steil nach oben. Am Mittwoch zogen die beiden wichtigsten Rohölsorten Brent und WTI abermals auf siebenjährige Höchststände an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete bis zu 89,05 US-Dollar. (rtr/dpa/taz)

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