: Gegen die Wand
Weltweit steigen wegen Omikron die Coronafälle rasant an. Fünf taz-Korrespondent*innen berichten, wie schlimm die Lage vor Ort tatsächlich ist – und wie die Politik darauf reagiert
Von Felix Lee
Omikron beherrscht die Welt. Auf allen Kontinenten schießen die Infektionszahlen in die Höhe. Inzidenzen von 3.000, 4.000, gar 10.000 sind in einigen Ländern zur Normalität geworden. Allein in der vergangenen Woche ist die Zahl der neuen Coronavirusfälle nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um 20 Prozent auf mehr als 18 Millionen gestiegen. Und das sind nur die offiziellen Zahlen. In New York ist inzwischen fast jede*r vierte Einwohner*in mit Omikron infiziert.
Die Dunkelziffer dürfte noch sehr viel höher liegen. Die Omikron-Variante ist sehr viel ansteckender als die vorherigen Varianten, nicht zuletzt aufgrund der Impfungen bei den meisten aber milder im Verlauf. Viele erfahren gar nicht, dass sie sich mit Omikron infiziert haben, tragen das Virus aber dennoch weiter. Den stärksten Anstieg verzeichnete die WHO in Südostasien, wo sich die Zahl der Neuinfektionen um 145 Prozent im Vergleich zur Vorwoche steigerte. Im Nahen Osten lag der Anstieg bei 68 Prozent. In Nord- und Südamerika hat sich der Anstieg mit einem Plus von 17 Prozent verlangsamt, ebenso in Europa mit 10 Prozent.
In Afrika sind die Fälle gar um fast ein Drittel zurückgegangen – trotz vergleichsweise niedriger Impfquoten. Während in den meisten reichen Ländern eine Quote doppelt und dreifach Geimpfter bei 70 Prozent und aufwärts erreicht ist, liegt die Impfrate in einigen Ländern Afrikas weiter unter 15 Prozent. Die Zahl der weltweiten Todesfälle blieb mit rund 45.000 ähnlich hoch wie in der Vorwoche.
Wissenschaftler*innen erklärten vergangene Woche, dass es auch in den USA und in Großbritannien erste Anzeichen dafür gebe, dass die durch die Omikron-Variante ausgelösten Ausbrüche dort ihren Höhepunkt erreicht haben könnten und die Fälle bald stark zurückgehen könnten. Inzwischen äußern auch immer mehr Expert*innen die Hoffnung, Omikron könnte das Ende der Pandemie einleiten.
Wenn innerhalb kurzer Zeit sich so viele infizieren, der Verlauf aber angesichts der Impfungen vergleichsweise mild verläuft, wird es in weiten Teilen der Bevölkerung zumindest eine Grundimmunisierung geben. Die Pandemie könnte auf eine Endemie zurückgestuft werden. Das Virus wäre dann zwar nicht verschwunden, die Gesundheitssysteme aber nicht mehr überlastet.
Die Länder gehen sehr unterschiedlich mit Omikron um. Während die Regierungen in den USA, Großbritannien, aber auch in Dänemark und den Niederlanden abgesehen von Maskenpflicht und Abstandsregeln auf allzu harte Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens verzichten und Spanien trotz hoher Infektionszahlen die meisten Maßnahmen gar aufgehoben hat, halten einige Länder in Ostasien weiter an strengen Ein- und Quarantänebestimmungen fest.Vor allem China hält mit brachialen Methoden an der Zero-Covid-Strategie fest. Lieferketten weltweit sind von diesen Schließungen getroffen.
Auch wenn in einigen Regionen ein Abflauen des Infektionsgeschehens zu beobachten ist – WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus warnt davor, Omikron als milde Krankheit zu verharmlosen. Auch Omikron könne zu schwereren Erkrankungen oder Krankenhausaufenthalten führen und die Gesundheitssysteme überlasten: „Wir sind besorgt über die Auswirkungen, die Omikron auf das bereits erschöpfte Gesundheitspersonal und die überlasteten Gesundheitssysteme hat.“
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