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Warten auf Omikron, Hoffen auf Pillen

Die Coronazahlen bleiben ungenau, zugleich werden kürzere Quarantänezeiten diskutiert. Hoffnung gibt ein neues Medikament gegen schwere Verläufe

Von Tanja Tricarico

Die Feiertage sind vorbei, das Warten auf die Variante Omikron hält in Deutschland nach wie vor an. Da über Weihnachten und auch den Jahreswechsel weniger getestet und damit auch weniger Covid-19-Fälle gemeldet wurden, ist die Datenlage nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit nicht belastbar. Zudem ist nach wie vor unklar, mit welcher Wucht Omikron in Deutschland zuschlagen wird. Erste Studien sagen einen milderen Verlauf voraus, wenn Infizierte geimpft waren. Mehr aber auch nicht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bleibt derzeit nichts anderes übrig, als die Bevölkerung zum Impfen zu motivieren: „Die erste Impfung senkt bereits nach 14 Tagen das Sterberisiko drastisch. Ich appelliere an die Menschen: Lassen Sie sich impfen!“, sagte Lauterbach der Bild am Sonntag. Er rief zudem dazu auf, unbedingt bei Treffen mit anderen Menschen Masken zu tragen. Auch Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Charité Berlin, forderte zum Impfen auf. „Eine Impfung ist Training, eine Infektion ist Wettkampf. Ich für meinen Teil gehe lieber gut trainiert in einen Wettkampf“, twitterte Sander am Sonntag.

Mit Blick auf eine hohe Belastung der kritischen Infrastruktur, wenn viele Menschen gleichzeitig durch die Omikron-Variante erkranken, nimmt auch in Deutschland die Debatte um eine verkürzte Quarantänezeit Fahrt auf. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (beide CSU) halten eine Befreiung von der Quarantäne für geboosterte Kontaktpersonen für möglich. Dazu sei eine Stellungnahme des Robert-Koch-Instituts oder des Expertenrats noch vor der Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar notwendig. Ähnlich sieht dies der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager. Omikron sei stärker, aber auch kürzer ansteckend, sagte Sager den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Da ist es folgerichtig, die Quarantäneregeln anzupassen, verbunden mit der Möglichkeit zur Freitestung.“

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sieht das derzeit noch anders. „Jetzt im Moment brauchen wir das noch nicht, weil unsere kritische Infrastruktur noch nicht außer Gefecht gesetzt ist“, sagte Giffey im Deutschlandfunk. Erst wenn absehbar sei, dass Polizei, Feuerwehr und andere Institutionen nicht mehr arbeitsfähig seien, müsse eine solche Maßnahme beschlossen werden.

Hoffnung gibt derweil der baldige Einsatz eines neuen Medikaments gegen schwere Covid-19-Verläufe. Laut Gesundheitsminister Lauterbach soll Paxlovid noch im Januar in Deutschland genutzt werden können. „Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende dieses Monats das dafür notwendige Paket geschnürt haben, dass wir also Lieferungen des Medikaments erhalten und eine Notfallzulassung erreicht haben“, sagte der Bundesgesundheitsminister der Welt am Sonntag. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereitet derzeit eine solche nationale Zulassung des Medikaments des US-Pharmakonzerns Pfizer vor. Deutschland solle so vor der noch ausstehenden Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA in der Lage sein, Paxlovid einzusetzen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte vor Weihnachten eine Notfallzulassung für Paxlovid ausgesprochen. Pa­ti­en­t:in­nen nehmen nach Angaben des Herstellers über 5 Tage 2-mal täglich je 3 Tabletten ein. Paxlovid besteht unter anderem aus dem Wirkstoff Nirmatrelvir, der ein Sars-CoV-2-Protein hemmt. Pfizer zufolge verhindern die Pillen schwere Krankheitsverläufe bei Hochrisikopatient:innen. (mit dpa)

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