Kommentar von Susanne Messmer zum eintrittsfreien Museumssonntag
: Ein Schritt in die richtige Richtung

Susanne Messmer

ist Redakteurin für Kultur und Lebenswelt.

Noch weiß man nicht, ob der freie Eintritt an jedem ersten Sonntag in Berlins Museen – den es seit Juli dieses Jahres gibt – bringt, was er bringen soll. Eingeführt wurde er, um jene Ber­li­ne­r*in­nen zu erreichen, denen die Museen eher wie bildungsbürgerliche, alte, weiße Festungen erscheinen – also wie Orte, die nicht gerade für sie erfunden wurden. Doch derzeit kann die Berliner Senatsverwaltung für Kultur noch nicht mit einer sozialwissenschaftlichen Auswertung der kostenlosen Museumssonntage dienen. Es bleibt also reine Spekulation, ob Menschen, die sich sonst selten bis nie ins Museum wagen, die Hürde schaffen, online eines der begehrten kostenlosen Tickets zu ergattern, die oft nach wenigen Stunden schon ausverkauft sind.

Und trotzdem gibt es die Debatte über kostenlosen Museumseintritt ja nicht erst seit gestern. Kulturmenschen wie der schwedische Kurator Daniel Birnbaum meinen, Museen sollten generell eintrittsfrei sein, weil sie ohnehin durch unsere Steuern finanziert werden. Was aber noch schwerer wiegt, ist ein kurzer Blick über den Tellerrand: Nicht nur die Einführung des freien Eintritts in die ständige Sammlung des Museums Folkwang in Essen 2016 hat zu einer anhaltenden Verdoppelung der Besucherzahlen geführt. Schon vor knapp 20 Jahren hat England landesweit die Eintritts­karten zu den Dauer­ausstellungen der staatlichen Museen abgeschafft, laut Regierung haben sich die Besucherzahlen dadurch verdoppelt. In Frankreich ist der Eintritt in die Museen bis 26 Jahre frei, in Italien ist ebenfalls der Besuch am ersten Sonntag im Monat kostenlos – und überall brummt es seitdem viel mehr.

Insofern ist der eintrittsfreie Tag im Monat in den Berliner Museen wahrscheinlich schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wenn zusätzlich sowohl die Politik als auch die Institutionen in Form guter Vermittlungsarbeit daran arbeiten, sich auch inhaltlich zu öffnen: Dann sieht es ziemlich spannend aus für die Berliner Museen.