Burger für 22,50 Euro: Bei „Haftbefehl“ ist alles bio

Der wohl erfolgreichste deutsche Rapper dealt jetzt mit Burgern. Und das ausgerechnet in Hannover, ausgerechnet im Nobelviertel List.

Rapper Haftbefehl nimmt ein Bad in der Menge - er hat kurz vor Weihnachten 2021 in Hannover einen Burgerladen eröffnet (hier in Archivfoto)

Ein Bad in der Menge für Rapper Haftbefehl (hier aber nicht in Hannover zur Burgerladen-Eröffnung) Foto: Photopress Müller/imago

Als ich am Freitagmorgen, über Hannovers geschlossenen Weihnachtsmarkt hetze, sind meine Erwartungen hoch. Ich bin auf dem Weg zu einem Lokaltermin, der alle Zutaten für eine grandiose Provinzposse hat: Um 11 Uhr öffnet „Hafti’s“ in der Jakobistraße. Einer der wohl erfolgreichsten deutschen Rapper, Haftbefehl, dealt jetzt mit Burgern, und das ausgerechnet in Hannover, ausgerechnet im Nobelviertel List.

Besonders mache sein Geschäft, dass es hier keine Standard-Burger gebe, so sagt Aykut Anhan, wie Haftbefehl mit bürgerlichem Namen heißt. „Wenn man Fleisch isst, dann sollte man auch darauf achten, woher das Fleisch kommt und wie die Tiere behandelt werden.“ Sein Versprechen: Bei Hafti’s gibt es nur 100 Prozent Biofleisch. Wie es zur Standortwahl kam? „Ein guter Freund von mir, Rapper Milonair, hat mir zwei Gastronomen aus Hannover vorgestellt“, so Anhan. Deren Idee habe ihn angesprochen. In Hannover habe er eine große Hörer*innenschaft. Zur Eröffnung des lokalen Thug Life Stores mit Haftbefehl kamen vor zehn Jahren mehr als tausend Fans.

An den Restaurantwänden hängen große Bilder des Rappers. Der DJ spielt „069“, eine Hymne auf Frankfurt. Die Nachbarin vom Damenmodegeschäft gegenüber bringt einen Blumenstrauß vorbei und wünscht viel Erfolg. Ich bestelle – ganz taz-Reporter-Klischee – einen Veggie Burger. Dazu Süßkartoffelfritten mit Trüffelmayo. Serviert wird inklusive Plastikhandschuhen, damit man sich die Finger nicht schmutzig macht. Der Burger kann sich sehen lassen: knuspriges, geschmackvolles Patty, knackiges Gemüse, lecker Soße. Die Fritten sind kross, frisch und gut gewürzt.

Kein Auftritt wegen Pandemie

Immer wieder blicken staunende Pas­san­t*in­nen in den hell erleuchteten, mit Luftballons geschmückten Laden. Die wenigsten sehen aus, als ob sie Fans sind. Andererseits kann man das nie wissen: denn wie Miriam Davoudvandi mal treffend in einem Beitrag für den Spiegel schrieb, können sich Straße, Bürgertum und Feuilleton gleichermaßen auf den Frankfurter einigen.

Hafti’s reiht sich in Hannover zwischen einen Bio-Supermarkt, einen Bergsportladen und eine Eisdiele ein. Etwas enttäuscht muss ich mir allerdings eingestehen: Der große Ansturm bleibt an diesem Freitag aus. Lediglich ein paar, teils überregional angereiste An­hän­ge­r*in­nen von Baba-Haft sind gekommen. Natürlich ist die Polizei vorsorglich vor Ort – ganz „normal“ für eine Burgerladeneröffnung. Wegen der Pandemie habe man heute von einem Auftritt von Haftbefehl abgesehen, sagt Güney Anul, einer der Geschäftsführer des Hafti’s, der außerdem das Restaurant „Tresore“ in Hannover betreibt. Das werde aber bald nachgeholt.

Ein Standbein in der lokalen Gastronomie hat der Rapper nun jedenfalls. Den Besuch muss man sich allerdings erst mal leisten können: 22,50 Euro kosten Burger, Beilage und Getränk. Einziger Kritikpunkt: Der Espresso lässt noch zu wünschen übrig.

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Freier Journalist aus Hannover | Arbeitet am liebsten multimedial und investigativ. Schreibt hier meist zu sozialen Bewegungen, sozialer Ungleichheit, Migration und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. | Mitglied des Journalist*innenkollektivs Freelance Underground | Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton; studiert Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover

Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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