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Wenig Vertrauen in die eigenen Füße

Gladbach verliert auch gegen Eintracht Frankfurt. Die Abwehr bleibt die Problemzone des Teams, das den Abstiegsrängen immer näher kommt

Aus Mönchengladbach Andreas Morbach

Matthias Ginter war sichtlich bemüht, die positiven Aspekte der nächsten Gladbacher Niederlage zu orten. Dabei würdigte Borussias Abwehrchef nach dem 2:3 gegen Frankfurt speziell die erste Halbzeit der Gastgeber. Da waren nach den drei vorangegangenen fulminanten Pleiten in Köln, gegen Freiburg und in Leipzig zumindest wieder Ansätze des flüssigen Kombinationsspiels zu beobachten, das die Auftritte der Fohlenelf in der guten Zwischenphase dieser Saison auszeichnete. Allerdings wusste Ginter die Darbietung seines Teams auch realistisch einzuordnen.

„Natürlich war es heute in der ersten Halbzeit in Ordnung, was wir gespielt haben“, sagte der 27-jährige Nationalspieler. „Aber viel schlechter als in den letzten drei Spielen ging es ja auch nicht.“ Ähnlich starke Bodenhaftung in seiner Analyse bewies auch Christoph Kramer. Der war nach einer guten Stunde für Florian Neuhaus, dem Schützen des frühen Gladbacher Führungstreffers, in die Partie gekommen – und berichtete von seinen Eindrücken auf der Reservebank: „Es war sicher nicht so, dass wir Frankfurt an die Wand gespielt haben. Aber die erste Halbzeit war ein Schritt in die richtige Richtung – wie auch die letzten drei Trainingstage schon.“

Der Mann, der diese offensichtlich erbaulichen Übungseinheiten zu verantworten hat, genoss es am Ende des fortgesetzten Sinkflugs seiner Mannschaft zumindest mal, seine früheren Spieler zu begrüßen. Mit einigem Knarzen war Adi Hütter im Sommer von der Eintracht an den Niederrhein gewechselt. Mit den „Hütter raus!“-Rufen aus dem Gästeblock – habe er sich nicht beschäftigt, behauptete der 51-jährige Österreicher. Stattdessen unterhielt er sich nach Spielschluss angeregt mit Frankfurts Mittelfeldakteur Sebastian Rode.

„Es ist schön zu sehen, dass man sich mit Spielern nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit gegenseitig wertschätzt und mag“, kommentierte Hütter – ehe er später, ebenfalls recht freundlich, die Leistung seines jetzigen Ensembles deutlich positiver bewertete als die Teammitglieder Ginter und Kramer. So war er überzeugt, einen ersten Durchgang gesehen zu haben, in dem seine – nach der frühen Führung eher zurückhaltend agierende – Elf das Spiel „dominiert“ habe. Außerdem hätte Gladbach nach Hütters Ansicht zur Pause „mindestens 2:0 führen müssen“. Anstatt nach einem schlampigen Aufbauspiel von Aushilfsinnenverteidiger Denis Zakaria in der Nachspielzeit das 1:1 zu kassieren.

„Viel schlechter als in den letzten drei Spielen ging es ja auch nicht“

Matthias Ginter

Viel zu leicht machten es die Rheinländer ihrem Besuch auch bei dessen raschem 2:1 kurz nach Wiederbeginn. Beim entscheidenden 3:2 durch Frankfurts besten Feldspieler Daichi Kamada – zwischenzeitlich hatte Ramy Bensebaini per Foulelfmeter ausgeglichen – war Borussias Defensive in ihren Gedanken und Bewegungen dann ebenfalls zu langsam.

Heraus sprangen so die erste Saisonniederlage des Rautenklubs nach eigener Führung – und ein weiteres Absacken in Richtung Abstiegszone. Augsburg auf Relegationsrang16 ist nun nur noch einen Zähler entfernt, und die Distanz zu Bielefeld auf dem ersten direkten Abstiegsplatz ist mittlerweile geringer als zu Mainz auf Rang sechs. „Es ist eine ungemütliche Zeit. Bei uns ist jeder Fuß nicht gerade mit Selbstvertrauen bestückt“, brachte Mittelfeldmann Kramer das auf den Punkt Schleunigst in den Griff bekommen sollte Hütter vor allem die immer wiederkehrenden Nachlässigkeiten bei der Defensivarbeit.

17 Treffer ließen die Borussen in den letzten vier Spielen zu – Negativrekord in den langen Bundesligahistorie des Vereins. „Es ist nicht einfach im Moment“, räumte auch Hütter ein – dessen Team beim letzten Hinrundenspiel in Hoffenheim dringend punkten sollte, um die nahenden Weihnachtstage zumindest noch ein wenig aufzuhellen. Dass die Reise am Samstag zu einem formstarken Gegner mit Ambitionen auf die Königsklasse führt, macht die Sache dabei nicht einfacher.

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