5 Gründe für die Impfungerechtigkeit
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5. Falschinformationen leiten in die Irre

Beispiel: Rumänien

Impfquote 1. Dosis: 36,3 %

Coronatodesfälle: über 52.000

Dänemark hatte ausreichend Impfstoff, weil Rumänien Ende Juni 1,2 Millionen Impfdosen an die Skandinavier verkauft hatte. Die rumänische Regierung ging davon aus, dass sie die Vakzine nicht mehr brauchen würde, viele Leute in dem Land wollten sich nicht impfen lassen. Bis heute sind nur 37 Prozent der Erwachsenen im Land vollständig geimpft. Sechs von zehn Rumänen lehnen einer Anfang Oktober veröffentlichten Umfrage zufolge die Impfung ab.

Im Laufe des Sommers gingen die Infektionszahlen zurück. Rumäniens Präsident Klaus Johannis hatte die Pandemie sogar für beendet erklärt. Die Folgen dieser Fehleinschätzung: Die Intensivstationen sind wieder völlig überfüllt, das Personal ist erschöpft, es fehlt an Beatmungsgeräten und Betten. Gemessen an der Einwohnerzahl verzeichnet der EU-Staat die höchste tägliche Rate an Covid-19-Toten weltweit.

Anders als etwa die Länder Afrikas oder Südamerikas hat Rumänien als EU-Mitgliedsstaat das Privileg, an die wirksamsten mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna zu gelangen. Dennoch ist die Impfskepsis in dem Land groß.

Ein Grund sind nationalistische Politiker und die Rumänisch-Orthodoxe Kirche. So hat sich auch der Erzbischof der südostrumänischen Diözese Tomis, Petrescu Teodosie, gegen Impfungen ausgesprochen. Sie seien nicht sicher, auch die EU würde die Impfungen inzwischen stoppen. Ermittlungen gegen solche Falschaussagen gab es nur in wenigen Fällen. Zudem wird Verschwörungstheoretikern besonders in den privaten Fernsehsendern viel Raum gegeben. Und auch die sozialen Netzwerke sind voll mit Falschinformationen über Impfstoffe und Impfprogramme.

Ob es Ignoranz ist, dass die Bewegung der Impfgegner*innen in Rumänien besonders groß ist? Oder ist es eine gefährliche Kombination aus Falschinformation durch die Autoritäten plus Bildungsferne? Was auffällt: Die Impfgegner*innen finden sich vor allem in bildungsfernen Schichten. Felix Lee