Entwicklungsgelder für Wasserprojekte: Die Daten zur Analyse

Die taz hat mit einer Datenrecherche Entwicklungsgelder im Wasserbereich verfolgt. Hier erklären wir unsere Quellen und Methodik.

Eine Grafik ohne Beschriftungen. Vier Kurven sinn übereinenader gelegt und in unterschiedlichen Farbtönen ausgefüllt: hellblau, Türkis, Lachs und grau. Die Kurven machen viele Wellen.

Untersucht den Strom des Geldes: das Rechercheprojekt „taz folgt dem Wasser“ Illustration: Francesca Morini

In einer umfangreichen Datenanalyse hat die taz recherchiert, wohin deutsche Entwicklungsgelder im Wasserbereich fließen und ob sie bei den Richtigen ankommen. Für die Recherche haben wir Daten aus mehreren Quellen verarbeitet. Hier wollen wir transparent machen, welche Daten wir dafür genutzt haben und nach welchen Kriterien wir vorgegangen sind.

Die Datengrundlage: Die Grundlage bildet die „CRS Aid Activity database“ des Entwicklungsausschuss DAC der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die dortigen Daten zur ODA (Official Development Assistance) haben die jeweiligen Geber an die OECD gemeldet. Zeitpunkt unseres letzten Downloads war der 11. Oktober 2021.

Der Zeitraum: Wir haben uns weitgehend auf diesen Zeitraum zwischen 2002 und 2019 beschränkt. Die Analyse der Auszahlungen wird aus Gründen der Unvollständigkeit nicht für frühere Jahre empfohlen. Neuere Daten für 2020 liegen zwar in einem vorläufigen Stadium vor, doch die endgültigen, detaillierten Projektdaten werden stets erst im Dezember des nachfolgenden Jahres veröffentlicht.

Die Zahlungen: Wir haben alle bilateralen Zahlungen aus dem Geberland Deutschland einbezogen, die als Official Development Assistance (ODA) kategorisiert sind. Das können Zuschüsse oder auch Darlehen sein. Unter diesen Geldern haben wir nach allen Förderungen gefiltert, die in den Bereich Wasser und Abwasser fallen. In den Daten heißt der Sektor „Water Supply & Sanitation“ (DAC-5-Code 140). Darunter fallen wiederum unterschiedliche Projektarten.

Der Zugang zu sauberem Wasser ist auf der Welt höchst ungleich verteilt. Ein Rechercheprojekt auf verschiedenen Kontinenten über Trinkwasser, Dürre, Überschwemmungen und Geldströme in der Entwicklungszusammenarbeit unter taz.de/wasser

Für die Grafik zum Anteil unterschiedlicher Vorhaben haben wir zur besseren Übersicht mehrere ähnliche Projektarten im Wassersektor zusammengefasst. In welche Kategorien ein Vorhaben fällt, müssen die Geber nämlich relativ genau in den Daten aufschlüsseln, die sie an die OECD melden. Eine Übersicht auf Deutsch ist hier zu finden.

Die Empfänger: Der Entwicklungshilfeausschuss der DAC veröffentlicht und überarbeitet regelmäßig eine Liste der Empfängerländer, die für ODA-Zahlungen berechtigt sind. Sie umfasst die am wenigsten entwickelten Länder auf Basis der UN-Definition sowie Länder niedrigen und mittleren Einkommens. Ihre Eingruppierung basiert auf dem von der Weltbank veröffentlichten Bruttonationaleinkommen pro Kopf. Gelangt ein Land in eine neue Einkommensklasse, werden die Ländereinträge im CRS auch rückwirkend verändert.

Deswegen haben wir für die Visualisierung der Einkommensgruppen die Daten mithilfe der historischen Listen der DAC angepasst. Für die Visualisierungen werden in der Regel nur Geldflüsse an einzelne Empfängerländer dargestellt. Allerdings werden für einen Teil der Gelder im Wasserbereich auch Regionen als Empfänger gemeldet – für die Grafik des Anteils von Wassergeldern an der gesamten offiziellen Entwicklungshilfe wurden diese Regionengelder einbezogen.

Zusagen und Auszahlungen: In den Daten werden zwei unterschiedliche Kategorien von Mitteln angegeben: Die Zusagen der Länder einerseits und die realen Auszahlen andererseits. In den meisten Fällen nutzen wir in den Berechnungen die tatsächlichen Auszahlungen – in Englisch „Disbursements“. „Als Auszahlungen werden erfasst der effektive internationale Transfer von Finanzmitteln bzw. von Gütern oder Dienstleistungen, bewertet zu den dem Geber entstehenden Kosten“, schreibt die OECD dazu.

Die Datenbank zeigt auch Rückzahlungen der Empfänger an die Geber an, diese haben wir von den Auszahlungen abgezogen – in unseren Grafiken ist also die Netto-Auszahlung abzulesen. An einer Stelle haben wir uns auf die Zusagen bezogen, in den Daten der OECD „Commitments“ genannt. Eine Zusage ist laut OECD eine „durch entsprechende Mittel gedeckte, schriftlich eingegangene feste Verpflichtung seitens eines öffentlichen Gebers, einem Empfängerland oder einer multi-lateralen Stelle eine genau spezifizierte Hilfe zu gewähren“.

An dieser Stelle wollten wir im Jahresvergleich verstehen, welche Entscheidungen Deutschland als Geber zu diesem Zeitpunkt jeweils traf und haben daher diese Darstellungsweise der Geldflüsse vorgezogen.

Berechnungsmethoden und -hilfen: Der DAC hat vor Kurzem umgestellt, wie die offizielle Entwicklungshilfe ODA berechnet wird: Ab dem Berichtsjahr 2018 werden die Leistungen nach dem sogenannten Zuschussäquivalentsystem berechnet, um besser darzustellen, welchen finanziellen Aufwand die Geberländer wirklich haben. Dabei wird nun nur noch das Schenkungselement eines Darlehens berechnet. Zur besseren Vergleichbarkeit der Jahre haben wir die neueren Summen für unsere Visualisierungen nicht nach der neuen, sondern der alten Methode berechnet.

Manche der Visualisierungen zeigen einen Trend über mehrere Jahre im Vergleich. Die Daten in der „CRS Aid Activity Database“ werden in US-Dollar angegeben. Für Vergleichsgrafiken nutzen wir die mit einem sogenannten Deflator konvertierten Dollarsummen. Sie berücksichtigen Wechselkursschwankungen und Inflation. Für die anderen Visualisierungen wurden die Summen auf Basis des Dollarkurs im Jahr der eingetragenen Aktivität eingerechnet.

Daten zu Wassermangel und Versorgung: Für die Daten zum Wasserstress der einzelnen Länder nutzen wir das Ranking zum „Baseline Water Stress“ vom World Resources Institute. Wasserstress bezeichnet das Verhältnis von Verfügbarkeit von Wasser und Verbrauch in einem Land. Eine andere weltweite Statistik zur Wasserversorgung, die wir nutzen, ist die “Households Data Base“ von der World Health Organization (WHO) und dem United Nations Children’s Fund (Unicef). Hier geht es unter anderem um die Zugänglichkeit von sauberem Trinkwasser und sanitärer Versorgung.

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