piwik no script img

Kritik am Besuch im Toleranz-Museum

Palästinensischer Fußballverband lässt aus Verärgerung Treffen mit Fifa-Chef Gianni Infantino platzen

Der palästinensische Fußballverband hat ein geplantes Treffen mit dem Fifa-Präsidenten Gianni Infantino aus Protest in letzter Minute abgesagt. Der Grund sei Infantinos Teilnahme bei einer Veranstaltung im Toleranz-Museum in Jerusalem, das auf einem muslimischen Friedhof erbaut worden sei, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Verbands. Dies sei ein „totaler Affront gegen die Werte religiöser Toleranz und friedlicher Koexistenz“, für die auch die Fifa stehe.

Infantino hatte am Montag an der Eröffnung des Friedman-Zentrums für Frieden durch Stärke im Toleranz-Museum in Jerusalem teilgenommen. Initiator der Einrichtung ist David Friedman, früherer US-Botschafter in Israel und Vertrauter des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Er steht für eine klar pro-israelische und auch siedlerfreundliche Politik.

Infantino sagte bei seinem ersten offiziellen Israel-Besuch, die Annäherungsverträge Israels mit arabischen Staaten wie Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten könnten den Weg dazu bahnen, dass Israel und seine arabischen Nachbarn in Zukunft gemeinsam die Fußball-WM abhalten.

„Warum können wir nicht von der Weltmeisterschaft in Israel und bei seinen Nachbarn träumen?“, sagte Infantino nach Angaben der Times of Israel. Im Jahr 1998 nahm die Fifa die sechs Jahre zuvor gegründete Palestinian Football Association (PFA) in den Fußball-Weltverband auf.

Jerusalem ist einer der zentralen Streitpunkte im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 im Sechstagekrieg erobert. Die Palästinenser sehen dagegen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina.

2018 hatte die Fifa eine zwölfmonatige Sperre gegen den Vorsitzenden des palästinensischen Fußballverbands, Dschibril Radschub, verhängt. Dieser hatte vor einem geplanten Testspiel der argentinischen Nationalmannschaft mit ihrem Topstar Lionel Messi in Jerusalem dazu aufgerufen, Trikots und Poster von und mit Messi zu verbrennen, sollte dieser in Jerusalem spielen. Das Spiel wurde letztlich aufgrund massiver Drohungen insbesondere gegen Messi abgesagt. Die Fifa wertete Radschubs Aussagen „als Aufforderung zu Gewalt und Feindseligkeiten“. (taz, dpa)

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen