Rest in Power, Ella!

Am Alex trauern Menschen um die Trans*Frau, die sich letzte Woche dort das Leben nahm

Von Timm Kühn

Obwohl etwa 200 Menschen am belebten Alexanderplatz vor einer Kaufhausfiliale stehen, herrscht völlige Stille. Es ist die Trauerkundgebung für Ella, wie sie alle hier nennen, eine transsexuelle Frau aus dem Iran, die sich vergangenen Dienstag an dieser Stelle in aller Öffentlichkeit verbrannt hatte. Nach und nach treten Menschen aus der Menge hervor und legen Blumen und Kerzen nieder. Viele Anwesende weinen, manche leise, manche laut. Auch ein Foto, ein kleines Kreuz und die blau-pink-weiße Pride-Flagge transsexueller Menschen wurden hier niedergelegt.

Die 40-Jährige war am Mittwoch im Krankenhaus gestorben. Ein Mitarbeiter des Kaufhauses hatte die brennende Frau mit einem Feuerlöscher gelöscht, ein Hubschrauber hatte sie ins Krankenhaus gebracht. Warum sie sich das Leben nahm, ist laut Polizei nicht bekannt. Für alle Anwesenden aber ist klar, dass es die tagtäglichen Diskriminierungen waren, die sie in den Suizid trieben. „Ich will keine politische Rede halten“, sagt die Veranstalterin zu Beginn. Wie fast alle hier habe auch sie vom Suizid über Twitter erfahren. „Aber es ist auch klar, dass Ella einen politischen Auftrag hinterlassen hat“, fährt sie fort. Es tue gut, gemeinsam zu trauern und sich mit Wertschätzung zu begegnen. Anschließend bleibt es lange still. Doch nach und nach wagen sich weitere Red­ne­r:in­nen ans Megafon und teilen ihre Erfahrungen. Es sind Geschichten über Trauerprozesse, Diskriminierungserfahrungen, auch eigene Suizidgedanken werden geteilt. Ein Freund von Ella berichtet, wie sie von Behörden diskriminiert wurde – als Geflüchtete und als Trans*Frau. „Unsere Tode sind politisch!“, ruft ein:e Red­ne­r:in verzweifelt.

Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem von der Telefonseelsorge 0800/111 0 111, www.telefonseelsorge.de)