: Klimatest für Eurozone
Die Erderhitzung birgt neue Gefahren für Unternehmen und Wirtschaft, warnt die Bundesbank. Deshalb fordern die Währungshüter neue Risikovorkehrungen
Die Bundesbank hat vor Gefahren einer Kapitalentwertung durch Folgen des Klimawandels gewarnt. Das Risiko sogenannter Stranded Assets von Unternehmen könne die Umsetzung der Geldpolitik erschweren, die Kreditwürdigkeit von Banken beeinträchtigen und das Kreditangebot mindern, erklärte die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht vom Montag. Mit Stranded Assets meint die Zentralbank die Entwertung von Unternehmensteilen durch politische Eingriffe wie zum Beispiel CO2-Preise.
Der Klimawandel stelle das Eurosystem auch beim Ziel der Preisstabilität vor neue Aufgaben, heißt es in dem Bericht weiter. Realwirtschaft und Inflation würden als Folge von Extremwetterereignissen in Zukunft schwankungsanfälliger.
Auch deshalb solle das Eurosystem regelmäßig einem Klimastresstest unterzogen werden, um eine mögliche Schieflage bei klimabedingten finanziellen Risiken zu erkennen.
Die Bundesbank erwartet bis weit ins kommende Jahr hinein eine erhöhte Inflation in Deutschland. Ab September bis zum Jahresende könnten vorübergehend sogar Teuerungsraten zwischen 4 und 5 Prozent möglich sein. „Anfang 2022 dürfte sich die Teuerung zwar spürbar ermäßigen, aber bis zur Jahresmitte noch über 2 Prozent liegen“, heißt es in dem Bericht weiter.
Die Teuerungsrate war wegen steigender Benzin- und Nahrungsmittelpreise im August mit 3,9 Prozent so stark ausgefallen wie seit fast 28 Jahren nicht mehr. Der Zuwachs liegt auch wegen Sondereffekten wie Mehrwehrsteuersenkung und geringer Teuerung im Coronajahr 2020 derzeit so hoch. Preistreibend wirken auch Lieferschwierigkeiten etwa bei Halbleitern, die knapp geworden sind.
Laut EZB-Chefin Christine Lagarde deutet indes derzeit nur wenig auf eine stärkere Inflation hin. Es gebe zwar einige Faktoren, die die Teuerung hochtreiben könnten, sagte Lagarde am Montag vor einem Ausschuss des EU-Parlaments. Dies gelte beispielsweise für den Einfluss der Lohnrunden auf die Preisentwicklung.
Es gebe derzeit jedoch nur wenig Hinweise auf solche Entwicklungen. Die EZB gehe weiter davon aus, dass die Inflation mittelfristig unter dem Ziel von 2 Prozent bleibe. (rtr, taz)
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