Tageszeitung „Neues Deutschland“: „ND“ gründet Genossenschaft

Die Mit­ar­bei­te­r:in­nen der linken Zeitung „Neues Deutschland“ haben sich für die neue Existenzform entschieden. Ein Verband muss noch zustimmen.

Gebäude mit Schriftzug Neues Deutschland

Redaktionsgebäude des ND Foto: Paul Zinken/dpa

BERLIN taz/epd | Lange schien die Zukunft der traditionsreichen linken Tageszeitung ND (Neues Deutschland) ungewiss. Nun haben diejenigen, die sie erhalten wollen, einen wichtigen Schritt gemacht: Am Samstag wurde in Berlin die ­„nd.­Genossenschaft“ auf den Weg gebracht, wie die Zeitung in ihrer Montagausgabe in eigener Sache berichtete. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Satzung verabschiedet und erste Genossenschaftsanteile gezeichnet.

„Wir schreiben regelmäßig über emanzipatorische und solidarische Ansätze des Wirtschaftens, über Wirtschaftsdemokratie, antikapitalistische Reformbewegungen und Selbstorganisation“, hieß es schon in einer Online­ankündigung von Mit­ar­bei­te­r:in­nen am Freitag. Und: „Ab dem 1. Januar 2022 wird das ‚nd‘ als unabhängige linke Tageszeitung von einer Genossenschaft herausgegeben, die der Belegschaft und den Leserinnen und Lesern gehört“. Mit der Genossenschaft bekomme das ND „eine Unternehmensform, die zu seinem inhaltlichen Anspruch passt.“

Im Februar war bekannt geworden, dass sich die bisherigen Gesellschafter vom ND zurückziehen und die Eigentümerstruktur der Zeitung verändern wollen. Bisher gehörte sie zur Hälfte der Partei Die Linke, beziehungsweise deren Gesellschaft Fevac, und zur anderen Hälfte einer Beteiligungsgenossenschaft, der Communio eG, die der Partei nahesteht.

Am Samstag haben Mit­ar­bei­te­r:in­nen im Redaktionsgebäude in Berlin-Friedrichshain mit der Gründungs- und ersten Generalversammlung die neue Existenzform der Zeitung konstituiert. Das Vorhaben werde nun dem Prüfungsverband der kleinen und mittelständischen Genossenschaften vorgelegt. „Wenn der in rund drei Monaten sein Okay gibt, geht es richtig los“, schreibt das ND in seiner Montagsausgabe. Es lägen bereits mehr als 100 Zuschriften von Interessierten vor, die Anteile zeichnen wollten, heißt es.

„Wegdrücken geht nicht“

„Wir alle haben natürlich Bammel vor der riesigen Verantwortung. Aber wegdrücken geht nicht, dafür ist das ‚nd‘ als linke Zeitung zu wichtig“, sagte Ines Wallrodt, Mitglied der ­Chefredaktion, die zusammen mit ­Georg Rams­perger (Layout) und Matthias Ritter ­(Abo-Service) den Interimsvorstand stellt.

Die verkaufte Auflage des ND lag zuletzt bei rund 18.500 Stück. Vor zehn Jahren waren es noch knapp 38.000 Exemplare. Die Zeitung wurde 1946 gegründet und war in der DDR das Organ des SED-Zentralkomitees. Von Ende 1989 bis 2007 befand sie sich im Besitz der PDS/Linkspartei.

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