Ein
letzter Weckruf

Nach Veröffentlichung des neuen Berichts des Weltklimarats drängen For­sche­r*in­nen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven darauf, schnell zu handeln

Der neue Bericht des Weltklimarates kann nach Auffassung der Bremerhavener Meeresbiologin und Klimafolgen-Forscherin Antje Boetius „nur als letzter Weckruf“ verstanden werden. „Wir haben keine Wahl mehr, sondern müssen als Gesellschaft alles in unserer Macht Stehende tun, um die globale Erwärmung zu stoppen und uns bestmöglich auf unvermeidbare Risiken und Gefahren vorzubereiten“, sagte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven am Montag.

Steigende Temperaturen, intensivere Hitzewellen, länger anhaltende Dürren und mehr Starkregen: Der Klimawandel macht sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarates IPCC zufolge schon heute in allen Regionen der Welt bemerkbar. An dem Bericht der Arbeitsgruppe I zum Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates über die physikalischen Grundlagen des Klimawandels, der am Montag veröffentlicht wurde, haben mehr als 230 For­sche­r*in­nen mitgewirkt.

AWI-Klimaforscher Hans-Otto Pörtner hält es „für einen ganz entscheidenden Fortschritt“, dass die Au­to­r*in­nen mittlerweile sagen könnten, „mit welcher Wahrscheinlichkeit Einzelereignisse wie die schweren Waldbrände in Australien oder aber die Hitzeglocke im Westen Nordamerikas auf den Klimawandel zurückzuführen sind“. Schließlich ginge es in der Klimadebatte längst nicht mehr nur um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, sondern insbesondere auch um Extremereignisse und wie sie sich im Vergleich zur Vergangenheit veränderten.

Eine weitere Schlüsselinformation des Berichtes: Einige dieser Ereignisse seien bedrohlicher als bisher gedacht. „Diese Aussage wird hoffentlich viele Menschen verstehen lassen, dass der Klimawandel da ist, dass er schon jetzt extreme Seiten hat und dass er letztendlich auch extreme Schäden anrichtet und Menschenleben kostet“, so Pörtner, Meeresbiologe und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des Weltklimarates. Wer heute noch meine, sich nicht um den Klimawandel kümmern zu müssen, der handele „sträflich“. Welche Ausmaße Extremwetterereignisse schon heute erreichen, habe die Bevölkerung im Süden und Westen Deutschlands erleben müssen, erinnerte Boetius.

Ohne deutliche Gegenmaßnahmen werden dem Klimareport zufolge die 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Obergrenzen von 1,5 Grad Celsius bis zu 2 Grad Celsius in diesem Jahrhundert überschritten. Der Anstieg der Meeresspiegel sei bereits jetzt unumkehrbar und werde noch Hunderte Jahre andauern. (epd)